Reisen nach Myanmar:Urlaub in der Zwickmühle

In Myanmar steht nicht nur der demokratische Prozess ganz am Anfang, sondern auch der Tourismus. Viele Urlauber sind im Zwiespalt: Unterstützen sie mit ihrem Besuch wirklich die Menschen im Land - oder stärken sie die vom Militär dominierte Regierung?

Daniela Dau

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(Foto: AFP)

Der Besuch in kaum einem Land Asiens ist so umstritten: Myanmar-Reisende helfen den Menschen nicht und stützen die immer noch vom Militär dominierte Regierung, sagen Kritiker. Wer wegbleibt, zementiert die Isolation der notleidenden Bevölkerung, kontern die Befürworter. Wie Tourismus der Bevölkerung tatsächlich nützen kann - wenn man es richtig anstellt. Fast fünfzig Jahren lang ist Myanmar (früher Birma) von einem Militärregime beherrscht worden. Auch nach den Wahlen am 4. Februar 2011 blieb das Militär in dem Land in Südostasien an der Macht: Die von ihm dominierte Partei Union Solidarity and Development siegte. Doch es gibt Hoffnung auf ein wenig mehr Demokratie: Bei den Nachwahlen im April 2012 zog auch die freigelassene Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi im Parlament ein. Sonnenaufgang über der Shwedagon-Pagode in Yangon (Rangun).

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(Foto: dpa)

Dennoch schreibt die Verfassung noch Vorrechte für das Militär fest und die Einwohner Myanmar leiden unter Menschenrechtsverletzungen. Meinungs- oder Pressefreiheit gibt es nur eingeschränkt. Zudem herrscht in weiten Teilen des Landes bittere Armut. Gläubige beten in der Shwedagon-Pagode

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(Foto: Getty Images)

Tourismus-Kritiker werfen Reisenden vor, durch ihre Anwesenheit nur einem kleinen Teil der Bevölkerung in bescheidenem Maß zu helfen, die Regierung aber zu stützen. Denn die Machthaber verdienen teilweise kräftig am Geschäft mit den Fremden - sei es durch den Gewinn aus regierungseigenen Unternehmen, Bestechungsgelder oder offizielle Abgaben. Zudem setzt die Regierung beim Bau der nach wie vor bescheidenen touristischen Infrastruktur offenbar Zwangsarbeiter ein. In Rangun spielen diese Männer Sepak Takraw, eine Art Volleyball mit den Füßen, bei dem der Ball nicht den Boden berühren darf.

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(Foto: Bloomberg)

Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi setzt sich für eine gewaltlose Demokratisierung Myanmars ein. Dafür zahlte sie einen hohen Preis: 15 Jahre lang stand die Friedensnobelpreisträgerin unter Hausarrest. Jahrelang hatte sie zu einem Reise-Boykott für ihr Land aufgerufen, die Einkünfte aus dem Tourismus würden nur die Schreckensherrschaft verlängern. Inzwischen lehnt sie Myanmar-Urlaube nicht mehr grundsätzlich ab. Touristen sollten allerdings darauf achten, ihr Geld nur bei privaten Unternehmen auszugeben und nicht bei Staatsunternehmen.

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(Foto: REUTERS)

Auch wenn NGO-Organisationen wie "Tourism Concern" warnen, dass Touristengeld dem Militär zugutekommt und demokratische Veränderungen verhindert, bleibt ein nicht unbeträchtlicher Teil doch tatsächlich bei denen hängen, die darauf angewiesen sind und oft ganze Familien ernähren: Hotelangestellte, Taxi- und Busfahrer, Restaurantbesitzer. Frauen gehen durch die Kakku-Pagode in Taunggyi

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(Foto: AP)

Auch Heinz Fuchs, Leiter der Arbeitsstelle "Tourism Watch", rät Myanmar-Besuchern bereits vor Reiseantritt zu einem intensiven Dialog mit ihrem Veranstalter. "Nach welchen Kriterien die Unterkunft ausgesucht worden ist, wem sie gehört, wie viel Kontakt mit den Menschen möglich ist, sollte dabei unter anderem Thema sein", sagte Fuchs zu Süddeutsche.de. Buddhistische Mönche nehmen Essensspenden entgegen.

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(Foto: AFP)

Wer einen Reiseveranstalter wähle, der sensibel und mit der angemessenen politischen Korrektheit mit der besonderen Situation im Land umgehe, könne nur profitieren. "Sonst beschränkt sich das Myanmar-Erlebnis auf eine reine Oberflächenerfahrung", so Fuchs. Einzelreisende hätten oft eher das Glück, unverhofften und unverfälschten Kontakt mit Einheimischen wie dieser Gemüseverkäuferin auf dem Fluss Pathein 200 Kilometer westlich von Rangun zu bekommen. Zum Schutz gegen die Sonne hat sie ihr Gesicht mit Thanaka-Paste eingeschmiert, einem Gemisch aus Baumrinde und Wasser.

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(Foto: dpa)

Und Myanmar wird immer beliebter bei Urlaubern. 816.369 Touristen besuchten Regierungsangaben 2011 zufolge das Land, im Vergleich zum Jahr davor eine Steigerung um 26 Prozent. Vertreter der Tourismusbranche fürchten schon, dass in diesem Jahr die Hotelzimmer in Myanmar knapp werden könnten. Den Urlauber auf diesem Bild hat die Zimmerknappheit noch nicht getroffen: Von der Besichtigung erschöpft hatte er sich in einer Pagode in Rangun zum Nickerchen niedergelassen.

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(Foto: AP)

Reisen in Myanmar ist nichts für Bequeme oder Ungeduldige: Schlechte Wege und reparaturbedürftige Fahrzeuge können Überlandfahrten zu Abenteuertrips werden lassen. Manche Unterkünfte verdienen ihren Namen nicht wirklich und oft steht man plötzlich im Dunkeln - Stromausfall. Trotzdem funktioniert die einfache touristische Infrastruktur recht gut. Für einige Landesteile, vor allem die Grenzgebiete, gibt es Einschränkungen. Wer dort ohne offizielle Reisegenehmigung angetroffen wird, muss mit Haftstrafen rechnen. Aktuelle Mitteilungen und Reisehinweise dazu veröffentlicht das Auswärtige Amt.

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(Foto: AP)

Vorsicht ist auch bei Flugreisen innerhalb des Landes geboten. Die deutsche Botschaft in Rangun rät ihren eigenen Beschäftigten seit Jahren, aus Sicherheitsgründen auf Flugreisen mit der staatlichen Inlandsfluggesellschaft Myanma Airways (IATA-Code: UB; nicht identisch mit der international operierenden Myanmar Airways International  mit dem (IATA-Code: 8M) zu verzichten. Doch werden laut Auswärtigem Amt neuerdings Inlandsflüge von Rangun in die Hauptstadt NayPyiTaw von der Chartergesellschaft FMI angeboten (IATA-Code "UB-charter"). Die von Myanmar Airways gecharterten Maschinen würden nach hiesigen Erkenntnissen im Ausland gewartet und auch Bediensteten der Deutschen Botschaft nutzten sie, heißt es auf der Webseite des Auswärtigen Amtes. Männer füllen Trinkwasser nahe Rangun in Kanister.

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(Foto: REUTERS)

Die meisten Einwohner Myanmars sind froh, dass sich ihr lange abgeschottetes Land der Welt ein Stück weit geöffnet hat und begegnen Besuchern über alle Sprachbarrieren hinweg mit Herzlichkeit und Gastfreundschaft. Um sie zu unterstützen, gibt der Reiseführer Lonely Planet eine Reihe von praktischen Tipps. So sollten Touristen Kunsthandwerksarbeiten direkt bei den Künstlern kaufen und nicht in Regierungsgeschäften. Kleine Hirten weiden ihre Wasserbüffel an der Shwe-Indein-Pagode nahe des Inle-Sees.

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(Foto: AFP)

Lonely Planet rät außerdem davon ab, Pauschaltouren zu unternehmen, die vom Staatsunternehmen Myanmar Travel and Tours (MTT) organisiert werden. Auch Verkehrsmittel wie die Rangon-Mandalay-Express-Züge oder die Fähre zwischen Mandalay und Bagan würden von MTT unterstützt. Aktuelle Tipps von Individualreisenden für Individualreisende bieten zudem die Updates im Online-Reiseführer aus dem Verlag Stefan Loose.

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(Foto: AFP)

Wer sich auf das Reise-Erlebnis einlässt, wird mit unvergesslichen Eindrücken belohnt: Dem Sonnenuntergang über den Tausenden Pagoden der alten Hauptstadt Bagan oder ...

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(Foto: AFP)

... der Morgenstimmung, in der die einbeinig rudernden Fischer auf dem Inle-See ihre Netze auswerfen, ...

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(Foto: Rungroj Yongrit/dpa)

... oder dem Glanz der Goldener-Fels-Pagode (Kyaiktiyo-Pagode) in der Kleinstadt Kyaikto im Mon-Staat.

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(Foto: AP)

Es sind nicht nur die Einnahmen aus dem Geschäft mit den Touristen, die wichtig für die Bevölkerung sind. Souvenirverkäufer vor der Shwedagon-Pagode in Rangun

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(Foto: Getty Images)

Die Menschen in Myanmar wollen, dass die Schönheiten ihres Landes gesehen werden, aber auch, dass die Welt erfährt, unter welchen Bedingungen sie leben. Ein Mönch füttert Tauben nahe Rangun

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