Einmal im Leben:Im Zug durch Australien

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Der Passagierzug The Ghan. (Foto: Alamy Stock Photos/ZUMA/mauritius images)

"The Ghan" ist eine langsame, aber effektive Möglichkeit, den Kontinent zu durchqueren.

Von Verena Mayer

In Australien einen Zug als Verkehrsmittel zu benutzen, scheint widersinnig zu sein. Die Distanzen sind enorm, es gibt kein nennenswertes Schienennetz. Dennoch oder gerade deswegen sollte man eine Reise mit "The Ghan" machen. Der Zug, der Adelaide und Darwin verbindet, ist nicht nur eines der ältesten Verkehrsmittel, man erlebt darin auch einen Querschnitt des Kontinents. Rattert an tropischen Wäldern und der Küste vorbei, durchquert die Wüste mit ihren roten Gesteinsformationen. Was nicht heißt, dass man nur am Fenster kleben muss. Der Ghan wurde mit Einzelkabinen, Lounges und einem holzgetäfelten Speisewagen zu einem rollenden Hotel mit Orient-Express-Feeling aufgepeppt. Und wie immer in Australien kommt man sofort mit allen ins Gespräch. Mit einer Frau, die mit 65 ihr Haus verkauft hat und jetzt nur mehr reisen will. Oder mit der Frau, die beim Tee über die Naturgewalten ihrer Heimat spricht wie andere über das Wetter. In den Neunzigerjahren erlebte sie in Katherine einen Zyklon, nach dem alle die Stadt verlassen mussten. Auch ihr Zeitungskiosk war Pappmaschee, nur der in Folie eingeschweißte Playboy habe überlebt. Nach drei Tagen, an denen man fast 3000 Kilometer und vier Klimazonen hinter sich gelassen hat, an denen man alte Telegrafenstationen gesehen und von den angeblich afghanischen Treibern der Kamelkarawanen erfahren hat, die einst auf dieser Strecke Güter transportierten (daher der Name Ghan), an denen man viel gegessen und noch mehr geredet hat, nach diesen drei Tagen also stellt sich eine alte Erkenntnis ein: Der Weg ist das Ziel, und beim Reisen ist das eben die Zeit, die man in Verkehrsmitteln verbringt.

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