Proteste in Thailand:Reisen, aber mit Vorsicht

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Aus den friedlichen Demonstrationen wurde blutiger Ernst - doch Thailand-Urlauber müssen ihre Reise nicht unbedingt absagen.

Katja Schnitzler

Mindestens 20 Tote, darunter ein japanischer Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters - bei den Protesten am Wochenende haben erstmals Menschen ihr Leben gelassen, mehr als 800 Demonstranten wurden bei den Zusammenstößen zwischen Opposition und Militär in Bangkok verletzt. Doch nicht nur Einheimische gerieten ins Visier: Ein Tourist aus Japan, der zufällig ein rotes Hemd trug - das Erkennungszeichen der Demonstranten -, wurde von Soldaten verprügelt.

Die Zusammenstöße waren die blutigsten seit 1992, als mehr als 50 Menschen bei Protesten gegen die Regierung getötet worden waren.

Während die Gegend um die Khao-San-Straße in Bangkok sonst bei Rucksacktouristen beliebt ist, sammeln sich jetzt hier die Demonstranten, posieren für Fotografen auf erbeuteten Militärfahrzeugen und tragen Teile der Schutzausrüstung, die sie tags zuvor Soldaten abgenommen hatten.

Dennoch feiern am Montag auf der Khao-San-Straße Einheimische und Touristen mit Wasserpistolen und geschmückten Elefanten das Neujahrsfest Songkran und bespritzen sich ausgelassen mit Wasser, als hätte es keine Ausschreitungen gegeben.

Doch Experten fürchten, dass die Krawalle in der Hauptreisezeit Auswirkungen auf die Wirtschaft des Landes haben werden - allen voran auf den Tourismus. Noch rät das Auswärtige Amt nicht vom Urlaub in Thailand ab.

Denn Phuket und die Tourismusregionen im Süden des Landes sind von den Demonstrationen nicht betroffen. Im Norden kam es nur zu vereinzelten Protesten in Chiang Mai und Udon Thani, die bislang friedlich blieben. Auch könne Bangkok als Flughafen-Drehkreuz weiterhin genutzt werden.

Bangkok-Besuchern rät das Amt allerdings zur Vorsicht, da mit weiteren gewaltsamen Ausschreitungen gerechnet wird: Daher sollten Touristen alle Menschenaufläufe und natürlich die Demonstrationen weiträumig meiden. Zwei zentrale Versammlungsorte sind die Pha-Fa-Brücke und das Demokratiedenkmal sowie die Kreuzung Ratchadamri- und Ploenchit-Straße - von diesen Orten sollten sich Urlauber auf jeden Fall fernhalten. Unbedingt nötig ist es, die aktuellen Entwicklungen in den Medien zu verfolgen.

Kostenlos umbuchen

Wer seinen Urlaub lieber in einem anderen Land verbringen will, kann zumindest bei Thai Airways noch bis zum 30. April kostenlos umbuchen oder seinen Flug stornieren - doch die Fluggesellschaft rechnet nicht mit einer Rücktrittswelle. Auch bei der Lufthansa werden Thailand-Flüge weiterhin gebucht. "Die Gäste fliegen wie geplant, so dass wir keinen Bedarf für eine Kulanzregelung sehen", erklärt Sprecher Thomas Jachnow. Wer daher seinen Lufthansa-Flug nach Thailand umbuchen möchte, muss dies zu den üblichen Bedingungen abhängig vom Ticket tun und eventuelle Gebühren bezahlen.

Bereits vor einem Jahr war es in Thailand zu Ausschreitungen gekommen, die allerdings nicht so blutig verliefen wie die aktuellen Proteste. Damals seien nur wenige Flüge storniert worden, heißt es bei Thai Airways: Die Urlauber hätten sich von den Demonstrationen ferngehalten, außerdem hatte die Gewalt nicht Touristen zum Ziel.

Wie leicht man aber zur Zielscheibe werden kann, wenn man sich im falschen Viertel von Bangkok aufhält, hatte der japanische Tourist mit dem roten Shirt am Wochenende erfahren müssen.

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