Phuket in Thailand:Volle Bars und volle Strände - noch

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Die Inseln im Süden Thailands sind nicht von den verheerenden Fluten betroffen und profitieren nun sogar von Umbuchungen und Flüchtlingen aus dem Norden. Doch Hoteliers befürchten einen Versorgungsengpass, der auch dem Insel-Tourismus schaden könnte.

Strandurlauber scheinen sich vom Hochwasser in Thailand kaum abschrecken zu lassen, schließlich droht derzeit auf den Inseln im Süden keine Gefahr. Während die Menschen in Bangkok gegen die Fluten kämpfen, boomt der Tourismus 700 Kilometer weiter südlich auf der beliebten Urlaubsinsel Phuket. Die Strände sind zu Beginn der Hochsaison voll, Bars und Restaurants gut besucht. Doch die Geschäfte könnten noch besser laufen, wenn die Fluten nicht wären, sagen Branchenkenner auf der Insel.

Einige fürchten selbst auf Phuket Einbußen, falls das Hochwasser anhält. In der ersten Novemberwoche verzeichnete der Flughafen auf Phuket im Vergleich zum Vorjahr 40 Prozent mehr Besucher, wie Thailands Tourismusbehörde (TAT) mitteilte - Bangkok-Besucher weichen auf die Inseln aus, aber auch die Einwohner der Hauptstadt suchen Zuflucht.

Von den Einbrüchen im vergangenen Jahr, als die Medien von den blutigen Krawallen in Bangkok berichteten, hat sich der Insel-Tourismus inzwischen erholt. Nun bedroht das Hochwasser Thailands Image als Urlaubsland mit Sonnengarantie.

"Wenn du weit weg bist und diese Schlagzeilen liest, wählst du vielleicht einfach Indonesien, die Philippinen oder ein anderes Reiseziel", sagt Holger Schwab, Geschäftsführer der Sea Bees Diving Company mit Sitz auf Phuket. "Die Menschen verstehen nicht, dass Thailand groß ist und dass diese Ereignisse nicht das ganze Land treffen", sagt Schwab, der aus Augsburg stammt und seit 16 Jahren die Tauchresorts betreibt.

Vieles hänge davon ab, wie schnell die Behörden die Fluten in den Griff bekommen - und davon, ob sie den internationalen Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok trocken halten können. "Wenn es Suvarnabhumi erwischt, ist unsere Tourismus-Saison vorbei", sagt Schwab.

Leergeräumte Regale in den Supermärkten - das ist eine weitere Folge für den Tourismus auf Phuket. Lieferengpässe gibt es unter anderem bei Bier, Reis und Mineralwasser. Denn die Fluten blockieren Verteilungszentren und rund hundert Straßen im Land. Auch die für Phuket besonders wichtige Hauptverkehrsstraße Rama II Highway, die über Bangkok in den Süden des Landes führt, droht überflutet zu werden.

Die Engpässe bei Alkohol und Zigaretten, die damit zugleich teurer werden, könnten dem Tourismus auf der Insel durchaus zusetzen.

Die Urlauber kommen aber immer noch, nur lassen sie Bangkok aus und steuern gleich die Badeorte wie Phuket, Pattaya oder Chiang Mai an, die von der Flut verschont blieben.

Die meisten internationalen Fluggesellschaften bedienen den internationalen Flughafen Suvarnabhumi in Bangkok immer noch ganz normal. Einheimische Airlines verstärkten ihre Flüge in trocken gebliebene Landesteile wegen der großen Nachfrage.

Die Zahl der internationalen Gäste steige auch deshalb, sagte Bangornrat Shinaprayoon, Direktorin der Tourismusbehörde TAT von Phuket, weil es seit dem 1. November einen neuen Direktflug nach Phuket aus Südkorea gebe und seit einigen Tagen aus Kopenhagen. Aus Moskau und anderen russischen Städten solle es in Kürze auch Direktflüge geben. Insgesamt rechnet die Behörde wegen der Überschwemmungen allerdings mit einem Rückgang der Gesamttouristenzahlen in diesem Jahr um zwei Prozent.

Doch die Branche werde sich schnell, vielleicht schon binnen Monatsfrist erholt haben, schätzt Martin Craigs von der Pacific Asia Travel Association. "Die Widerstandskraft liegt dem thailändischen Tourismus in den Genen", meint er. Schließlich hatte in den vergangenen Jahren eine Krise die nächste abgelöst: SARS, Tsunami, ein Militärputsch, die Besetzung beider Hauptstadtflughäfen durch Demonstranten und blutige Straßenschlachten.

Bei der jüngsten Welle der Gewalt im Frühjahr vorigen Jahres wurden fast hundert Menschen getötet und etliche bekannte Gebäude in Bangkok in Brand gesteckt - und doch verzeichnete Thailand 2010 die Rekordzahl von 16 Millionen Reisenden. Das zeigt, wie schnell sich der Tourismus erholen kann.

Der Monsun bescherte dem Land seit Juli das schwerste Hochwasser seit einem halben Jahrhundert, das bislang mehr als 500 Menschen das Leben kostete. In Bangkok klagt alles vom Straßenhändler über Restaurantbesitzer bis zu Hoteliers über das schlechte Geschäft. Martin Craigs und andere Fachleute weisen darauf hin, dass die weltweit verbreiteten "Katastrophenfilm-Bilder" die Wirklichkeit nicht getreu wiedergäben.

Fotos von Flugzeugen, die auf dem Inlandsflughafen Don Muang im Wasser stehen, erweckten den Eindruck, als ob beide Flughäfen Bangkoks geschlossen seien. "Offen gesagt, ist das wie mit dem Spruch: Blut verkauft sich gut. In diesem Fall: Flut verkauft sich gut."

© dpa, tmn/dapd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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