Luftverkehr Großbritannien:"Service-Versagen sollte bestraft werden"

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Flughafenbetreiber in England schoben das Reisechaos vor Weihnachten aufs Wetter. Doch die britische Regierung will nun die Airports zur Verantwortung ziehen.

Sturmwarnungen selbst bei geringem Schneefall, mangelndes Enteisungsmittel: Um Begründungen für die Serviceausfälle vor Weihnachten an englischen Flughäfen waren die Airportbetreiber nicht verlegen. Den tausenden gestrandeten Reisenden, die die Feiertage zum Teil in den Terminals oder in Hotels verbringen mussten, nützte das wenig. Und auch den Flughafenbetreibern könnte ihre Argumentationsstrategie "Das Wetter ist an allem schuld" möglicherweise auf die Füße fallen.

Verkehrschaos in Europa
:Die dem Winter trotzen

In London, Paris und Frankfurt das gleiche Bild: Verschneite Landebahnen, vereiste Flugzeuge - und entnervte Passagiere. Doch es gibt auch Länder, die das Winterwetter erfolgreich meistern.

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Die britische Regierung prüft nach dem witterungsbedingten Chaos am Londoner Großflughafen Heathrow gesetzliche Möglichkeiten zur Bestrafung von Airportbetreibern. Die Behörden sollten in entsprechenden Fällen Bußgelder in zweistelliger Millionenhöhe verhängen können, sagte Verkehrsminister Philip Hammond der Zeitung Sunday Times. Es sei nicht akzeptabel, dass die Betreibergesellschaft BAA nach den bisherigen Regelungen keine Strafen zu befürchten habe. "Es muss eine Geldstrafe für Betriebsausfälle geben, und es muss größerer Wert auf Leistung und Kundenzufriedenheit gelegt werden", sagte Hammond.

Der Flughafen Heathrow war vor gut einer Woche wegen des Winterwetters komplett geschlossen worden. Bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs saßen tausende Reise tagelang in den Terminals fest. Die britische Luftfahrtbehörde hat laut Sunday Times bislang keine Möglichkeit, Strafen gegen den Betreiber zu verhängen, die sei nur bei Sicherheitsmängeln möglich.

An der Schneeräum- und Enteisungstechnik gespart

Hammond will eine Gesetzesänderung vorantreiben. Dem Heathrow-Betreiber BAA, einer Tochter des spanischen Ferrovial-Konzerns, wird vorgeworfen, an der Schneeräum- und Enteisungstechnik gespart und letztlich nicht ausreichend Kapazitäten vorgehalten zu haben. So soll Heathrow etwa mit maximal 35.000 Litern Enteisungsmittel pro Tag geplant, aber 100.000 Liter gebraucht haben. Der Verkehrsminister schlug vor, eine gemeinsame Reserve an Enteiser für alle Airports zu schaffen.

Das vorweihnachtliche Flugchaos in London mit tagelanger Sperrung einer Landebahn, Hunderten Flugausfällen und tagelangen Verspätungen war durch eine vergleichsweise geringe Schneemenge bei Temperaturen nur knapp unter dem Gefrierpunkt ausgelöst worden.

Auch Airlines wollen Schadensersatzansprüch geltend machen

Die Zeitung Sunday Telgraph berichtete, Heathrow habe in seinen eigenen Unterlagen eine Schneefall von zwei Zentimetern bereits als "Sturm" deklariert, was den Stopp des Flugbetriebs rechtfertigt. Außerdem habe der Flughafen deutlich weniger Enteisungsgeräte und Schneeräumer als angegeben zur Verfügung gehabt. Die Regierung und die Flugaufsichtsbehörden sollen sogar darüber informiert gewesen sein, dass Kapazitäten fehlten.

Laut Sunday Times versuchen auch einige Fluggesellschaften, Schadensersatzansprüche gegen den Flughafenbetreiber geltend zu machen. BAA-Vorstandsvorsitzender Colin Matthews, der im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro verdient haben soll, hatte bereits auf seine Jahresprämie für dieses Jahr verzichtet.

© AFP,dpa/dd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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