So tolerant, so fröhlich, so chaotisch - an positiven Vorurteilen gegenüber der Deutschen liebsten Reiseziel fehlt es nicht. Manchmal aber an Fingerspitzengefühl, wenn es um die Feinheiten im Umgang geht. Neun Tipps, wie Sie im Italien-Urlaub Fettnäpfchen vermeiden. Und dann: bella vacanza! In Italien wird viel Wert auf stilvolle Bekleidung gelegt. Das heißt zum Beispiel für die Herren: Lieber die lange Sommerhose statt Shorts wählen, eher zum kurzärmeligen Hemd greifen statt zum Schiesser Feinripp. Und ist der Body noch so gestählt: In Badehose oder Bikini zeigen Sie sich am Strand - und sonst nirgends. Ansonsten kann Sie Ihr Freikörpergefühl teuer zu stehen kommen. Wer zum Beispiel in Venedig auf öffentlichen Plätzen in Bademontur erwischt wird, muss mit Bußgeldern bis zu 200 Euro rechnen. Auch in Restaurants oder bei Besichtigungen ist Badekleidung tabu, in Kirchen sind bedeckte Schultern und Beine vorgeschrieben.
Machen Sie es wie die Italiener und trinken Sie Ihren Kaffee im Stehen an der Bar. Das freut auch die Urlaubskasse, am Tisch kann das gleiche Getränk nämlich um ein Vielfaches teurer sein. Übrigens: Jeder Kaffee hat in Italien seine Tageszeit. Nach dem Aufstehen trinkt man erst mal einen Espresso, zum Frühstück einen Cappuccino oder Latte Macchiato - und ab mittags nur noch Espresso.
Sie haben an der Bar Kaffee trinkend einen Italiener kennengelernt - molto bene! Sollte sich im Gespräch ergeben, dass dieser studiert hat oder als Lehrer beschäftigt ist, flechten Sie im weiteren Verlauf die Anrede "dottore" beziehungsweise "professore" ein. Italiener legen Wert darauf, mit ihrem Titel angesprochen zu werden, diese Gemeinsamkeit teilen sie übrigens mit den Österreichern.
Die neue Bekanntschaft lädt Sie zu sich nach Hause ein und um der Gastgeberin eine Freude zu machen, bringen Sie einen Strauß Blumen mit. Bitte greifen Sie auf keinen Fall zu Chrysanthemen! Mit diesen macht man in Italien allenfalls dem Friedhofsgärtner eine Freude - sie gelten als Trauerblumen.
Die Nahrungsaufnahme im Lokal ist für den Italiener nicht nur ein körperlich notwendiger Akt, sondern ein kleines Fest. Setzen Sie sich nicht einfach unaufgefordert hin, der Chef des Restaurants wird Ihnen gerne einen Tisch zuweisen. Ein ordentliches italienisches Essen umfasst mehrere Gänge, bestellen Sie also nicht nur Pizza oder Pasta. Bei mangelndem Appetit oder schlecht gefüllter Urlaubskasse fragen Sie einfach nach einer kleineren Portion, in der Regel wird dem gerne entsprochen. Sollten Sie mit mehreren Personen essen gehen, legen Sie zusammen und bezahlen eine Rechnung gemeinsam.
Trinkgeld ist in der italienischen Gastronomie eigentlich nicht üblich. Oft taucht auf der Rechnung ein "coperto", eine Art Grundgebühr für das Gedeck und das Brot auf. Wer besonders zufrieden war, kann ein paar Münzen liegenlassen. In Espresso-Bars gibt es dafür Tellerchen oder Sparschweine. Im Hotel erhält das Zimmermädchen fünf Euro pro Woche. Im Taxi wird Trinkgeld nicht erwartet, aufrunden ist aber in Ordnung.
Nirgends sonst in Europa ist der Strandbesuch strenger reglementiert und mit so hohen Bußgeldern belegt wie in Italien. Im schlimmsten Fall können mehrere hundert Euro fällig werden. Also immer schön in den Kabinen umziehen, keine Tiere mitnehmen, keine laute Musik abspielen, nicht wild zelten oder übernachten, kein Feuer anzünden oder in der Badezone angeln. Kuscheln beim Sonnenuntergang ist erlaubt, sollten einen die Gefühle aber übermannen, kann dies richtig teuer werden.
Apropos Strand: Dass die meisten Abschnitte dicht an dicht besetzt sind, hat auch, aber nur zum Teil mit der strikten Aufteilung in öffentliche und private Abschnitte zu tun. Italiener haben generell weniger Probleme damit, wenn ihnen ihre Mitmenschen nahe kommen - manchmal zu nahe für den nordeuropäischen Geschmack. Sollte Ihnen Ihr Gegenüber im Gespräch auf die Pelle rücken, ist dies kein Zeichen von Aggressivität, körperliche Distanz wird hier einfach anders eingehalten.
Nach dem Essen ans Meer und die angefutterten Kalorien durch kräftiges Schaufeln wieder abbauen - in Italien lieber nicht. Zum einen werden Sie kaum Platz für Ihre Sandburg finden, zum anderen gilt der Wall ums Badetuch an italienischen Stränden als verpönt. Einen besseren Eindruck machen Sie, wenn Sie die "Beachball"-Schläger auspacken und im seichten Wasser zu spielen beginnen - und das mit der Urlaubsfigur haut dann auch richtig hin.