Bis jetzt kennt man aus Skigebieten meistens nur die Schilder mit den grellorangen Händen, die davor warnen, die Piste zu verlassen. Das hinkt der Realität längst hinterher - denn gerade das Fahren abseits der planierten Pisten macht vielen Skifahrern und Snowboardern Spaß und zieht sie in bestimmte Areale.
Das Skigebiet Kaunertal (Tirol) hat darauf reagiert und Schilder entwickelt, die Risiken minimieren sollen. Denn die Erfahrung zeigt: Warnschilder, etwa mit der sperrigen Formulierung "Sie verlassen das gesicherte Gelände" halten niemanden davon ab, unter dem Flatterband hindurchzufahren.
Das neue System heißt sinnigerweise "Check your line", überprüfe deine Fahrstrecke - und orientiert sich damit auch an der Sprache der Freerider. Noch wichtiger: Es erklärt, was es bedeutet, in ungesichertem Gebiet zu fahren.
"Bei der Idee von Check your line war es oberstes Ziel, keine Anweisungen oder Verbote auszusprechen, sondern den Freerider zum Nachdenken und eigenverantwortlichen Handeln anzuregen", erklärt Stefan Richter von der Kaunertaler Gletscherbahn.
Schilder-Start an der Talstation
Auf den Schildern werden den Freeridern Fragen gestellt, die die vier Dimensionen "Ich - Gruppe - Ausrüstung - Alpin" abklopfen. Das erste Schild steht schon an der Talstation und fragt nach der eigenen Verfassung, den alpinen Bedingungen, mit wem man unterwegs ist und ob Lawinenausrüstung eingepackt ist.
Wer alle Fragen im Sinne der Sicherheit beantworten kann, kann getrost mit der Bahn nach oben fahren, wo die nächste Tafel wartet, auf der dann schon genauere Fragen gestellt werden - zum Beispiel, ob die gewählte Variante zum eigenen Können oder dem der Mitfahrer passt. Und so geht es immer weiter. "Wir erhoffen uns einen Ausbildungseffekt und selektiveres Entscheiden der Freerider", sagt Stefan Richter. Angesichts der brisanten Lawinenlage dieser Saison ist das System damit keinen Winter zu früh installiert worden.