SZ: Neuerdings gibt es viel Werbung für Reisen zu tagesaktuellen Preisen. Was halten Sie davon?
Laepple: Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden. Wir können jedem Kunden eine Reise nach seinen Wünschen zusammenstellen. Tagesaktueller Preis heißt ja nicht, dass die Reise unbedingt günstiger ist. Wenn eine Ware knapp ist, steigt der Preis.
SZ: Heftig diskutiert wird die seit Jahresbeginn reduzierte Mehrwertsteuer für Übernachtungen in Hotels. Ist das ein Präsent der Politik oder eher ein Danaer-Geschenk?
Laepple: Ich bin überrascht, wie sehr man sich darüber gewundert hat, dass diese Senkung gekommen ist. Wer vor der Bundestagswahl in die Programme der Parteien CDU und FDP geschaut hat, der wusste, dass dies ein ganz zentraler Bestandteil der Koalitionsvereinbarung sein würde. Die FDP wollte die Mehrwertsteuer auch noch in der Gastronomie verringern, das erschien dem Finanzminister zu teuer. Diesen weiteren Schritt hat man nicht vollzogen, obwohl er sinnvoll gewesen wäre. In Spanien zahlt die Gastronomie fünf Prozent. Wieso haben wir 19 Prozent?
SZ: Stichwort Branchentreff - die großen Reiseveranstalter beteiligen sich seit ein paar Jahren nicht mehr an der weltweit größten Reisemesse. Was machen die Veranstalter der ITB falsch?
Laepple: Von den deutschen Reisekonzernen erwartet man einen großen ITB-Auftritt, und der kostet einen siebenstelligen Betrag. Da habe ich schon ein gewisses Verständnis dafür, dass man eine solche Beteiligung in schwierigen Zeiten überdenkt. Hinzu kommt: Das größte Entsenderland von Touristen hat die größte und internationalste Reisemesse im eigenen Land. Die ausländischen Anbieter müssen hier Flagge zeigen, denn sie umwerben auf der ITB auch den deutschen Kunden.
SZ: Gerät die ITB zur ritualisierten Alle-Jahre-wieder-Veranstaltung?
Laepple: Die Gefahr bestand vor einigen Jahren. Sie ist aber gebannt worden durch den Kongress, der jetzt parallel zur Messe läuft. Da wird eine Bestandsaufnahme gemacht, aber auch in die Zukunft geblickt. Das hat den Wert der ITB ganz deutlich gesteigert.
SZ: Herr Laepple, noch eine persönliche Frage. Sie sind jetzt 70 Jahre alt geworden und gelten als ein Mann der klaren Worte. Die Suche nach einem Nachfolger für Sie als Reise-Präsident erweist sich als schwierig. Machen Sie weiter?
Laepple: Nein, definitiv nicht. Ich habe ja erklärt, dass ich bei der Jahrestagung des DRV Ende November in Marokko nicht mehr zur Wiederwahl zur Verfügung stehe. Da eine ganze Reihe von Kollegen aus dem jetzigen Vorstand wieder kandidieren wollen, sehe ich in jedem Fall die Kontinuität gewahrt. Ich denke, dass wir es schaffen werden, einen guten Nachfolger für mich zu finden.