Interview:Männer, die auf Maschinen starren

Lesezeit: 2 min

Ralf Drews kennt den Frankfurter Flughafen auswendig - und auch die Landezeiten. (Foto: Privat)

Ein Planespotter über den Reiz des Flugzeug-Fotografierens.

Interview von Hans Gasser

Ralf Drews, 54 Jahre alt, ist seit seiner Kindheit von Flugzeugen fasziniert. Er war in diesem Jahr schon 25 Tage auf dem Flughafen Frankfurt, um dort Maschinen zu fotografieren. Drews betreibt die Internetplattform fra-spotterforum.de, auf der etwa 300 sogenannte Planespotter Fotos und Neuigkeiten über Flugzeuge und Fluggesellschaften austauschen.

SZ: Woher kommt Ihre Faszination für Flugzeuge?

Ralf Drews: So genau kann ich das nicht sagen. Vielleicht von den Starfightern, die in meiner Kindheit reihenweise vom Himmel gefallen sind. Nein, im Ernst, die einen interessieren sich für Eisenbahnen, ich eben für Flugzeuge.

Kennen Sie den Flugplan auswendig?

Das brauche ich gar nicht. Denn an den großen Wellen, in denen die Flugzeuge in Frankfurt raus- und reinfliegen, hat sich lange nichts geändert. Frühmorgens kommen die Maschinen aus der Golfregion und Südafrika, etwas später jene aus den USA, abends die Flugzeuge aus Asien. Die Mittagszeit ist am langweiligsten, da kommen Flüge aus Deutschland und der EU.

Geht es Ihnen darum, die ganze Flotte einer Fluggesellschaft zu fotografieren?

Nein, darauf bin ich nicht aus, obwohl ich natürlich die Lufthansaflotte schon mehrfach komplett fotografiert habe.

Worin liegt für Sie also der Reiz ?

Eigentlich wird es immer dann spannend, wenn ein Flugzeug sich geändert hat. Lufthansa pinselt etwa gerade die ganze Flotte um. Sehr interessant wäre es beispielsweise, wenn die Lufthansa-Tochter Brussels Airlines zwei, drei Flüge von Frankfurt aus übernehmen müsste, um auszuhelfen. Brussels kommt normalerweise nie nach Frankfurt. Würden sie dann noch mit den Maschinen mit Sonderbemalung kommen, die Gemälde von Magritte und Bruegel auf dem Rumpf haben, wäre das für uns Planespotter der Kracher der Woche. Oder wenn United aus New York mit dem Dreamliner 1000 nach Frankfurt fliegt. Dieses Flugzeug ist recht selten.

Also geht es, ähnlich wie beim Birdwatching, ums Sammeln von Seltenheiten?

Das kommt ungefähr hin, ja. Wenn der Vogel die ganze Zeit da ist, lässt das Interesse irgendwann nach. So fliegt jede Woche eine Boeing 747 der japanischen Airline ANA von Tokio nach Frankfurt. Sie hat eine "Star Wars"-Bemalung. Die haben wir hier alle schon fotografiert. Nach München fliegt ANA mit dem Dreamliner mit derselben Bemalung. Jetzt wäre es für uns toll, wenn der Dreamliner mal nach Frankfurt käme, weil er dort repariert werden muss.

Fliegen Sie auch zu anderen Flughäfen, um neue Motive zu bekommen?

Ja, ich mach solche Touren zusammen mit einem Spotter-Kollegen einmal im Jahr. Das kann München sein, aber auch Madrid, Helsinki oder Talinn. Die Flughäfen in Osteuropa sind spannend, weil sie mir neue Perspektiven eröffnen.

Besichtigen Sie diese Städte auch?

Nein, auf solchen Touren nicht. Wir mieten uns dann ein Auto und fahren rund um den Flughafen herum. Die meisten dieser Städte kenne ich ohnehin schon. Manchmal mache ich aber auch nur Urlaub, wie zuletzt in Dubai. Dort wäre es sicherheitsmäßig ohnehin bedenklich zu fotografieren. Schafft man es lebend über die achtspurige Autobahn, würde man spätestens am Zaun beim Fotografieren von der Polizei aufgegriffen, weil es verboten ist. Und die Emirates-Maschinen kommen sowieso nach Frankfurt.

© SZ vom 23.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: