Interview:Auffüllen statt wegwerfen

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„Die Edelstahl-Wasserflasche sollte wie Portemonnaie und Schlüssel immer dabei sein“, sagt die Dänin Line Hadsbjerg, die seit vielen Jahren auf Mallorca lebt und dort die Organisation Cleanwave gegründet hat. (Foto: Cleanwave)

Line Hadsbjerg ist Dokumentarfilmerin auf Mallorca. Sie hat cleanwave.org gegründet, um auf den Balearen Plastikflaschen zu vermeiden.

Interview von Hans Gasser

Line Hadsbjerg ist Dokumentarfilmerin und Teilhaberin einer Eventagentur auf Mallorca. Sie hat 2017 die Organisation Cleanwave.org gegründet, um auf den viel besuchten Balearen Plastikflaschen für Trinkwasser zu vermeiden. Damit das Problem mehr Menschen bewusst wird, hat sie einen Film über Plastik an den Küsten und im Meer von Mallorca gemacht. Dort sieht es nicht gut aus.

SZ: Gibt es viel Plastikmüll im Meer und an den Stränden Mallorcas?

Line Hadsbjerg: Es kommen immer mehr Menschen, dadurch gibt es auch immer mehr Plastik in der Umwelt. In S'Arenal am Ballermann ist es an einem Sonntagmorgen extrem verschmutzt: Plastikflaschen, Becher, Strohhalme, Chipstüten. Alles wird einfach weggeworfen, das ist schon peinlich. Da gibt es bei den Feiernden kein Bewusstsein. An anderen Stränden, auch an naturbelassenen wie Es Trenc, gibt es das auch, aber natürlich nicht in diesem Ausmaß. Neben sichtbarem Plastikmüll haben wir im Meer und im Sand generell ein Problem mit Mikroplastik. Das kann man nicht sehen, Fische und andere Tiere fressen es, dadurch kommt es auch in unser Essen. Das wird noch sehr ernste Konsequenzen haben.

Trinkwasser in Plastikflaschen ist weit verbreitet. Wie wollen Sie das ändern?

Jeden Tag werden auf den Balearen laut Greenpeace 1,5 Millionen Plastikflaschen in Umlauf gebracht. Davon landet eine Million nicht in den Mülltonnen, sondern irgendwo in der Umwelt. Das Ziel von Cleanwave ist es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen und Alternativen aufzuzeigen. Wir haben mehr als 60 Auffüllstationen auf Mallorca und Ibiza, viele weitere sollen noch folgen. Dort kann man gratis in einer unserer Edelstahlflaschen oder auch in eine eigene gutes, per Osmose aufbereitetes Trinkwasser abfüllen. In unserer App kann man sehen, wo es solche Stationen gibt. Manche sind auch in Büros von Unternehmen. Wenn 500 Angestellte ihr Wasser zapfen, vermeidet das pro Person und Tag drei kleine Plastikflaschen. Große Hotelketten wie Iberostar probieren gerade aus, wie es ohne Plastikflaschen gehen könnte.

Was können Urlauber machen, die keine Plastikflaschen kaufen wollen?

Sie können natürlich an unseren Stationen Wasser auffüllen. Wenn keine in der Nähe ist und sie in einer Ferienwohnung sind, empfehlen wir, statt viele kleine Flaschen eine Zehn- oder 20-Liter-Flasche zu kaufen. Am besten wäre es natürlich, wenn die Regierung eine ordentliche Wasseraufbereitung einführen würde, sodass das Wasser aus dem Hahn gut trinkbar wäre. Heute schmeckt es oft nach Chlor, und die Menschen trinken es nicht, obwohl es hygienisch okay ist.

Was kann man als Urlauber noch tun?

Wenn man an den Strand geht, immer drei Stück Plastikmüll mit zurückbringen und in die dafür vorgesehenen gelben Tonnen schmeißen. Die zuständigen Müllbetriebe sind hochmodern und machen eigentlich gute Arbeit, nur muss alles in ihren Tonnen landen. Bisher werden nur 18 Prozent recycelt. Zudem sollte man so etwas wie Ohrenstäbchen oder Feuchttücher nicht in die Toilette schmeißen. Bei starkem Regen gehen die Kanalisationen über, und alles landet im Meer.

© SZ vom 20.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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