Urlaub trotz Corona:Geimpfte sollen reisen dürfen

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Der Urlaubstraum vom Sonnenuntergang am Strand, hier auf Mauritius: Warum sollte er für Geimpfte nicht wieder möglich sein? (Foto: Sergi Reboredo/imago)

Die Gesellschaft braucht keine Neid-Debatte. Die Diskussion darüber, dass Menschen, die bereits geimpft sind, endlich wieder in Urlaub fahren können, ist überfällig.

Kommentar von Monika Maier-Albang

Und wieder ein Spaziergang im benachbarten Schlosspark, wo man längst jedes Reh und jede Graugans beim Namen kennt. Manchmal steht ein dicker Karpfen unter der Brücke. Die Abwechslung des Tages.

So kann, so darf es nicht weitergehen. Natürlich ist Urlaub, ist die Abwechslung vom Alltag an einem anderen als dem Wohnort, kein Menschenrecht. In den reichen Industrienationen sind die meisten Menschen nur aufgewachsen in dem Gefühl, dass ihnen jederzeit die Welt zu Füßen liegt, dass sie erreichbar ist und uns freundlich willkommen heißt, weil viele hier das zum Verreisen nötige Geld auf dem Konto haben. In Afrika, in Asien kannte die Mehrheit der Bevölkerung dieses Gefühl schon vor Corona nicht. Hier steht Reisen nur den Wohlhabenden zu.

Global betrachtet ist es also durchaus ein Privileg, reisen zu dürfen. Aus europäischer, aus deutscher Sicht, wäre es schlicht die Rückkehr zur Normalität eines Großteils der Bevölkerung, wenn - wie es unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn nun endlich andenkt - mehr Freiheiten für Geimpfte ermöglicht würden. Dies wäre tatsächlich ein Fortschritt. Zu lange war von Privilegien für Geimpfte die Rede, was nicht nur rechtlich bedenklich ist, sondern den Status quo ante, den Zustand vor der Pandemie eben, verkennt.

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Die neue Normalität wird auch für Geimpfte Hygienekonzepte vorsehen, man wird vielerorts und wohl noch für lange Zeit Mundschutz tragen müssen. Weil es zu kompliziert wäre, auf jedem Schiff, in jedem Hotel stets zu prüfen, ob jemand geimpft oder nur frisch getestet ist. Das sollte sich einspielen, hier müssen auch die dann Geimpften mitziehen; sie dürfen sich nicht verhalten wie Privilegierte. Eine Impf-Neid-Debatte ist schließlich das Letzte, was diese Gesellschaft derzeit braucht. Einen Anreiz, sich impfen zu lassen, kann sie indes sehr wohl gebrauchen. Und was wäre besser geeignet, als diesen Traum zu nähren, dass man endlich bald wieder den Reisepass aus der Schublade holen kann? Dass die Sehnsucht groß ist, zeigt nicht nur der Boom bei den Mallorca-Buchungen. Auch Veranstalter, die Fernziele oder Kreuzfahrten anbieten, merken längst, dass die verhinderte Kundschaft drängelt.

Andere Länder denken seit Monaten intensiver als Deutschland darüber nach, wie man die Gratwanderung schafft: eine größere Freizügigkeit beim Reisen zuzulassen und zugleich die Bevölkerung keinem unkalkulierbaren Risiko auszusetzen. In Israel ermöglicht die Grüne Karte Geimpften die Übernachtung im Hotel, Dänemark und Schweden arbeiten an einem Corona-Pass, der auch internationales Reisen ermöglichen soll. Deutschland hat zu lange gezögert, anzuerkennen, dass dieser Pass Teil der neuen Normalität werden wird. Sicher, es darf keinen Zwang zum Impfen geben, aber der - fälschungssichere - Corona-Reisepass wird früher oder später unsere Rückeintrittskarte in die Welt werden. Und dann doch lieber früher als später.

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