Billig-Airlines:Ein Flug für vier Euro

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Extrem günstige Tickets ergattert? So könnte das aussehen, wenn eine chinesische Familie sich auf diesen Flug besonders freut. (Foto: Lian Fei/Imago/Blue Jean Images)

Die Ticketpreise sind stark gestiegen. Aber nicht überall. Zuletzt konnten Passagiere das Schnäppchen ihres Lebens machen.

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Im Münchner Nahverkehr kostet das Ticket für eine Kurzstrecke 1,90 Euro. Damit kann man vier Stationen fahren, allerdings nur zwei davon mit U- oder S-Bahnen. Man kann also zum Beispiel vom Hauptbahnhof eine S-Bahn bis zum Marienplatz nehmen, vorausgesetzt, die Lokführer streiken nicht, und sich dann noch mit einem Bus der Linie 132 bis zur Schrannenhalle am Viktualienmarkt bringen lassen.

Diese Strecke ist, bei gutem Wetter und passabler Gesundheit, auch zu Fuß in angemessener Zeit zu schaffen. Allerdings wird man für die 1,90 Euro, die man als Spaziergänger sparen würde bei einem Verzicht auf den öffentlichen Nahverkehr, wohl nicht einmal einen Espresso bekommen von der italienischen Feinkost-Schickeria in der Schrannenhalle. In Berlin kostet ein Kurzstrecken-Ticket sogar 2,20 Euro. Aber weil in Berlin alles größer ist, sind natürlich auch die Kurzstrecken nicht ganz so kurz wie im Millionendorf München.

Noch ein kleines bisschen größer als Berlin ist China. Insofern darf man vermuten, dass es in dem Land eine etwas andere Auffassung davon gibt, was unter einer Kurzstrecke zu verstehen ist, als etwa in Berlin oder gar München. Trotzdem würde wohl kein Chinese und auch keine Chinesin behaupten, Chengdu, die Hauptstadt der westchinesischen Provinz Sichuan mit mehr als 20 Millionen Einwohnern, sei so etwas wie ein wenn auch weit außerhalb liegender Stadtteil von Peking, Shanghai oder Hongkong. Also prinzipiell mit dem Nahverkehr zu erreichen. Nein, beinahe egal, wo in China man sich aufhält: Chengdu ist meistens weit entfernt.

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Wer jedoch kürzlich zur richtigen Zeit einen Flug nach Chengdu gebucht hat mit China Southern, der kann tatsächlich zum Nahverkehrstarif durchs halbe Land jetten, um in diese durchaus sehenswerte Metropole zu reisen. Es gibt dort unter anderem eine historische Altstadt, beeindruckende Tempel und eine Panda-Aufzuchtstation. Und auch in die umgekehrte Richtung gilt: Wem es als Bewohner von Chengdu immer zu teuer war, in die Hauptstadt zu reisen, konnte nun mit etwas Glück Flugtickets zum Preis zwischen zehn und 30 Yuan kaufen. Zehn Yuan, das sind etwa 1,30 Euro.

Eine technische Panne im Buchungsportal der Fluglinie hat zu diesen Schleuderpreisen geführt. Zwei Stunden lang konnten Passagiere unlängst für sehr kleine Münze Tickets buchen, dann ist es China Southern gelungen, diese Systemstörung zu beheben. Die Fluglinie machte keine Angaben darüber, wie viele Flüge zu diesen Preisen verkauft worden sind. Entscheidend ist: Die extrem günstigen Tickets sind gültig.

Die Zeiten, in denen man Ryanair, Easyjet und Transavia mit Fug und Recht als Billigfluglinien bezeichnen konnte, dürften damit vorbei sein angesichts von deren Wucherpreisen. Bei denen muss man doch tatsächlich mindestens 25 Euro ausgeben, um beispielsweise nach Mallorca zu kommen. Und dort gibt es nicht einmal Pandabären zu bestaunen.

Stefan Fischer ist kein Freund von Heldenverehrung. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))

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