Optisch, akustisch und vor allem emotional sollte Disneyland von der Welt drumherum abgekoppelt sein. Das war ein Leitgedanke von Walt Disney, als er den Freizeitpark im kalifornischen Anaheim konzipiert hat. Ein zweiter: Es sollte keine Achterbahnen geben und überhaupt keine Fahrgeschäfte, die auf Nervenkitzel abzielen. Disney wollte, was er am besten konnte: Geschichten erzählen. Und, im besten Fall, sein Publikum damit in eine Art Hypnose versetzen.
Chris Nichols schildert in einem Prachtband "Walt Disney's Disneyland" mithilfe vieler historischer Fotografien, wie aus einem wahnwitzigen Plan im Sommer 1955 Realität geworden ist. Seine Erzählung reicht bis in die Gegenwart, im Kern aber geht es um die Jahre bis zu Disneys Tod 1966. Das Buch ist Hommage und Heldengeschichte: Disney, der in dem Buch nur Walt genannt wird, erscheint wie eine Figur aus einem seiner eigenen Filme: wie Peter Pan.
Das mag einer kritischen Betrachtung nicht immer standhalten. Doch erklärt das Buch letztlich durchaus sehr anschaulich, wie es Walt Disney verstanden hat, Sehnsüchte zu bedienen, wie er Menschen für seine Ideen begeistern konnte - und was den besonderen Reiz dieses Freizeitparks ausmacht, vor im Grunde allen anderen. Auch Disneyland ist derzeit geschlossen und der Band beileibe kein Ersatz für einen Besuch. Aber doch ein sehr taugliches Vehikel, um sich dorthinzuträumen. Und vor allem, um sich in der Nostalgie des Beginns zu verlieren.
Walt Disney im Jahr 1964, umringt von einigen seiner zugkräftigsten Geschöpfe.
Einem lachenden Kaktus begegnet man in der echten texanischen Wüstenlandschaft eher selten.
Am 17. Juli 1955 öffnet das Disneyland in Anaheim, Kalifornien. Hier erste Gäste im "Autopia".
Chris Nichols : Walt Disney's Disneyland. Taschen Verlag, Köln 2020. Aus dem Englischen von Thomas J. Kinne. 328 Seiten, 40 Euro.