Beschwerde über Swiss-Flugzeuge:Alles viel zu eng hier

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Swiss-Maschine im Anflug auf den Züricher Flughafen (Foto: Reuters)

Sonst sind es Passagiere, die über enge Verhältnisse an Bord klagen. Doch in umgebauten Swiss-Maschinen tun sich nun die Flugbegleiter schwer.

Von Katja Schnitzler

Es ist viel zu wenig Platz an Bord! Überall stoße ich an, es ist einfach zu eng! Wenn ich etwas verstauen will, muss ich mich verrenken - kein Wunder, dass das so langsam geht! Solche Klagen schallen aus den Flugzeugen der Schweizer Gesellschaft Swiss, jedenfalls aus den bereits umgebauten Maschinen. Allerdings sind es ausnahmsweise nicht die Passagiere, die jammern. Es sind die Flugbegleiter.

Dabei hielt Swiss die Idee für wirklich gut und findet sie wahrscheinlich immer noch beinahe genial: Sie lässt in die Kabinen der Airbus-Modelle A320 und A321 Sitze mit schmaleren Rückenlehnen einbauen - und dafür mehr. So kauern die Passagiere nicht noch dichter aufeinander, dennoch können zwölf bis 19 zahlende Reisende mehr mitfliegen.

Küchenzeilchen hinter den WCs

Die Manager im Konzern könnten schreien vor Freude, den Machern in der Kabine ist auch nach Schreien zumute. Denn um noch ein, zwei, drei, vier Sitzplätze reinquetschen zu können, wurden die Toiletten dorthin verlegt, wo zuvor die Küchenzeile war. Die befindet sich jetzt hinter den WCs und wurde zum Küchenzeilchen geschrumpft.

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Aber das ist doch kein Problem, mag ein Vielreisender nun rufen, schließlich wird das Essen nicht erst in der Luft gekocht! Da tut es auch eine Mini-Küche! Doch niemand sollte dies in Hörweite des Servicepersonals kundtun, während dieses leicht gebückt, mit einer Hand am Kreuz, an ihm vorbeigeht. Denn die Flugbegleiter müssen sich nun biegen und beugen, um in der Enge den Essenswagen überhaupt befüllen zu können - was nicht einmal das größte Übel ist.

Noch lästiger ist das Standortproblem. Seit dem Umbau versperren die Trolleys die Toiletten-Türen. So muss die Crew die schweren Wägen jedes Mal hin und her schieben, wenn jemand ein dringendes Bedürfnis verspürt, ein unaufschiebbares natürlich. Das macht die Arbeitsabläufe, nun ja, wenig geschmeidig.

Schlangenmenschen gesucht

Am schlimmsten sei es auf längeren Flügen, von der Schweiz aus etwa nach Moskau oder Stockholm, wenn den Leuten nicht nur Kaffee und Snacks, sondern auch noch ein Menü gereicht werde, sagt Denny Manimanakis von der schweizerischen Flugbegleiter-Gewerkschaft Kapers dem Aerotelegraph.

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"Eine Zumutung" sei der Flug in den umgebauten Maschinen für die Kollegen, sagt Manimanakis, und: "Die einzige Lösung ist, den Service zu verringern." Auf Europastrecken könne Swiss dann eben nur noch ein Getränk und ein Sandwich ausgeben, findet der Gewerkschafter. Auch Swiss weiß von den Beschwerden - mehr als 400 sollen schon von den Angestellten eingegangen sein - und verspricht, sie ernst zu nehmen.

Vielleicht lautet die künftige Stellenbeschreibung für die Cabin Crew dann:

Suchen äußerst schmal gewachsenen Schlangenmenschen, der mit Tellern und Tassen jonglieren kann, und Freude auch an schweren Aufgaben hat.

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