Skigebiete in Deutschland:Kommen Sie mal runter!

Lesezeit: 4 min

Im warmen Januar schien die Saison schon fast abgehakt, doch angesichts der jüngsten Schneefälle können selbst niedriger gelegene deutsche Skigebiete ihren Besuchern Abfahrten bis ins Tal bieten - eine Auswahl.

Stefan Herbke

Im Kleinwalsertal befinden sich zwar rechts und links des Talbodens zahlreiche Lifte, doch einen zusammenhängenden Skizirkus bilden sie trotzdem nicht. Walmendinger Horn, Hoher Ifen und Kanzelwand/Fellhorn heißen die drei separat gelegenen Skigebiete des Tals. Sportgebiet Ifen lautet der werbewirksame Name des Skigebietes unter den Felswänden des Hohen Ifen.

Die Skigebiete des Kleinwalsertals reicht nur knapp an die 2000-Meter-Marke haeran, bestechen aber durch die traumhafte Umgebung. (Foto: Monika Gmeiner/kleinwalsertal.com)

Der höchste Lift "schrammt" gerade so die 2000-Meter-Marke. Doch viel wichtiger als die Höhe sind letztendlich doch die landschaftlichen Eindrücke. Und die sind hier gewaltig: Zwischen dem Hohen Ifen und den Gottesackerwänden breitet sich ein neun Quadratkilometer großes Karrenfeld aus.

Im Winter ist das Karstplateau unter einer meterdicken Schneeschicht verschwunden, die Felsspalten und Dolinen tief verschneit, und Wind und Sonne haben faszinierende Schneestrukturen geschaffen. Skifahrerisch wenig anspruchsvoll, aber dafür landschaftlich um so faszinierender, führt ein Skigleitweg von der Bergstation Ifen 2000 über einen Teil des Plateaus zurück zur Mittelstation.

Deutlich flotter geht es bei den anderen Abfahrtsvarianten talwärts: Am anspruchsvollsten ist die schwarze Kellerloch-Piste, die wie ein Kanonenrohr durch einen schmalen Graben in direkter Linie talwärts schießt.

Im Talschluss lockt das Walmendinger Horn mit seinen sonnigen Pisten die Skifahrer. Insgesamt sind die Abfahrten vielseitig, nicht zu schwer und vor allem bei Familien beliebt. Die Talabfahrt überwindet knapp 750 Höhenmeter auf einer Länge von 4,2 Kilometer.

Ofterschwanger Horn (1406 Meter) heißt der nördlichste Gipfel des Bergkammes, der sowohl von Ofterschwang als auch von Gunzesried mit Liften zu erreichen ist. Die schwerste Abfahrt führt vom Gipfel direkt nach Ofterschwang, während die nordseitigen Wiesenhänge nach Gunzesried auch für Anfänger gefahrlos zu bewältigen sind.

Balderschwang, Bolsterlang und Ofterschwang sind drei kleine, aber schneesichere Wintersportgebiete. (Foto: Liftbetriebe Balderschwang)

Der nächste skifahrerische Höhepunkt der Hörnerkette ist das Skigebiet am Weiherkopf (1665 Meter) über Bolsterlang. Eine Sechsergondelbahn führt ohne Wartezeiten mitten hinein ins Skigebiet. Die freien Wiesenhänge zwischen Bolsterlanger Horn und Weiherkopf bieten ausreichend Platz zum Schwingen und Carven und sind zudem sehr schneesicher. Seit dem Winter 2004/2005 können nahezu alle Pistenabschnitte zusätzlich beschneit werden.

Unter dem höchsten Gipfel der Hörnergruppe, dem Riedberger Horn (1786 Meter), erschließen insgesamt fünf Lifte die Hänge im Kessel der Grasgehrenalpe ein kleines, aber doch ausgesprochen schneesicheres Skigebiet. Die Talstation liegt auf 1450 Meter Höhe, der höchste Punkt auf knapp 1700 Meter, die Abfahrten sind überwiegend leicht bis mittelschwer.

Etwas versteckt hinter dem Riedberger Horn liegt Balderschwang in einem schneereichen Hochtal. Mittelpunkt des kleinen Pistenkarussels ist der Gelbhansekopf, der gleich von drei Seiten mit Schleppliften erschlossen ist.

Die Hänge sind abwechslungsreich, neben Übungsstrecken und mittelschweren Genussabfahrten gibt es auch Rennstrecken wie die "FIS-Standard" und eine markierte, aber nicht präparierte Skiroute.

Unübersehbar und stolz wie ein Hahnenkamm ragt die Kampenwand über dem Chiemsee auf. So anziehend die Felszapfen für Kletterer wirken, so verlockend sind die weißen Hänge unterhalb für die Skifahrer. Von Aschau schaukelt man gemütlich mit den bunten Gondeln der Kampenwandbahn zur Bergstation, betrachtet fasziniert den freien Blick nach Süden auf die tief verschneiten Felsmauern des Wilden Kaiser und nach Norden hinaus ins Flachland. Doch auch die nähere Umgebung beeindruckt.

Bei der Abfahrt in den Kessel der Schlechtenberger Alm schweift der Blick immer wieder ab auf den oft bizarr mit Schnee und Eis verkleisterten Kalkkamm, dessen Ostgipfel von einem mächtigen Kreuz gekrönt wird.

In schneereichen Wintern ist die fünf Kilometer lange Talabfahrt nach Aschau ein Genuss, oft ist jedoch bereits auf der Hälfte der Strecke Schluss - doch nicht in diesen Tagen. Die Kaltwasserdoppelsesselbahn bringt die Skifahrer wieder zurück in die Schneemulde der Schlechtenberger Alm, aus der zwei Lifte bergwärts ziehen.

Nur für Könner ist das oberste steile Stück der Abfahrt vom Roßleitensessellift mit dem klingenden Namen "Kanonenrohr", während der Steinlingschlepplift je eine leichte und mittelschwere Abfahrt erschließt - und natürlich ein wichtiger Zubringer für die Steinlingalm ist.

In der Alm, zwischen malerischen Felsblöcken direkt unter der Kampenwand gelegen, schmeckt die Brotzeit besonders gut und man kann gut gestärkt die Varianten abseits der Piste in Angriff nehmen.

Der Hochfelln bietet zwar keine große Pistenauswahl, doch für einen ausgefüllten Skitag ist alles vorhanden: rasante Hänge, Buckelpisten und einfache Skiwiesen. Allerdings sind die Lifte nur von Freitag bis Sonntag in Betrieb, in den Weihnachts- und Faschingsferien durchgehend.

Der 1664 Meter hohe Hochfelln steht direkt am Alpenrand und damit quasi in der ersten Reihe der Alpen: Nach Norden ist der Blick frei bis weit hinaus ins Flachland, im Süden begrenzt erst der mächtige Alpenhauptkamm die Aussicht.

Eine Seilbahn führt in zwei Sektionen auf den Aussichtsgipfel, der seine Skiqualitäten auf den ersten Blick versteckt, zu steil und abweisend präsentieren sich seine Flanken. Doch auf der Nordseite verstecken sich zwei "Schneeschüsseln", die eine attraktive Abfahrt ermöglichen.

Nach dem kurzen Gipfelhang führt die erste, etwas flachere Mulde hinab zum "Kleinen Treffer". Flott geht die Fahrt weiter in das weniger anspruchsvolle Gelände der Bründlingalm. Skicracks wählen allerdings die Variante des "Großen Treffers": Eine steile und bucklige Direttissima, bei der sich schnell die Spreu vom Weizen trennt. Deutlich gemütlicher sind die Pisten zwischen Bründlingalm und Mittelstation. Auf den flachen Hängen fühlen sich vor allem Anfänger und Kinder wohl.

Zurück ins Tal geht es mit der Seilbahn oder - bei ausreichend Schnee - auf der Talabfahrt, die durch schöne Waldschneisen zügig talwärts führt und in Kohlstatt endet. Schiebenderweise geht es zurück zur Talstation oder mit Glück auch mit dem Pendelbus, der fährt allerdings nur am Wochenende und nur bei außergewöhnlich guter Schneelage.

Obwohl Oberaudorf im Inntal lediglich auf 482 Metern Höhe liegt und die Berge ringsum auch nicht gerade rekordverdächtige Höhen aufweisen, können Wintersportler hier aus dem vollen Schöpfen. Der Wintersportort gilt als äußerst schneesicher - zumindest in normalen Wintern - und besitzt sogar ein kleines Hausskigebiet, das mittlerweile kräftig modernisiert wurde.

Eine Beschneiungsanlage sichert den Skibetrieb und eine moderne Vierersesselbahn schaufelt Skifahrer, Ausflügler, Sonnenanbeter und Rodler hinauf zu den flachen Wiesenhängen beim Berggasthof Hocheck, auf denen drei Schlepplifte ein ideales Übungsgelände erschließen.

Die Gastwirtschaft ist ein beliebtes Ausflugsziel mit Sonnenterrasse und schönem Panoramablick über das Inntal und die Chiemgauer Berge. Zum Einkehren bleibt aber immer noch Zeit, denn zunächst lockt die rasante, erst vor einigen Jahren neu angelegte Naturrodelbahn, die direkt neben dem Gasthof beginnt.

Die abwechslungsreiche Strecke mit 18 Kurven ist bis zu zweieinhalb Meter breit und weist an der steilsten Stelle rund 18 Prozent Gefälle auf. Dennoch kann die Bahn problemlos auch von Kindern befahren werden, da alle gefährlichen Passagen gut abgesichert sind und das steilste Stück einen langen Auslauf besitzt. Wer tagsüber nicht genug bekommt, kann abends wiederkommen: Die Bahn ist täglich bis 22.30 Uhr beleuchtet.

Noch mehr Skigebiete in Deutschland auf der Übersichtskarte

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: