240 Kilometer verflogen:Irrflug-Piloten verlieren Lizenz

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Die US-Luftfahrtbehörde entzieht den beiden Piloten die Lizenz zum Fliegen - sie waren mit ihrer Passagiermaschine 240 Kilometer am Zielflughafen vorbeigeflogen.

Manchmal tut es gut, einfach mal die Zeit zu vergessen. Manchmal kostet das aber den Job, etwa wenn man als Pilot einen Airbus mit 147 Passagieren sicher und pünktlich ans Ziel bringen soll.

Cockpit-Tower-Funk
:"Wieso Wien? Warum?"

Ratlose Piloten, schlagfertige Fluglotsen: Im Funkverkehr zwischen Tower und Cockpit ist mehr los als man denkt - die lustigsten Zwiegespräche.

Dies versäumten zwei Piloten der Northwest Airlines, die mehr als 240 Kilometer über ihr Ziel hinausflogen - ohne es zu merken oder auf Funksprüche zu reagieren. Nun wurde ihnen die Fluglizenz entzogen.

Die US-Luftfahrtbehörede FAA rügte, die Piloten hätten gegen eine Reihe von Vorschriften verstoßen, hieß es zur Begründung. So habe die Cockpit-Besatzung den Anweisungen der Flugaufsicht nicht Folge geleistet und "nachlässig und rücksichtslos" gehandelt.

"Sie haben Passagiere und Crew in große Gefahr gebracht", schrieb die FAA an die Piloten. Für 91 Minuten hätten die beiden nicht auf Funksprüche reagiert, sondern "sich selbst amüsiert".

Nach Ermittlungen der Nationalen Verkehrssicherheitsbehörde waren die beiden erfahrenen Berufspiloten im Alter von 54 und 53 Jahren während ihres Irrflugs mit ihren Laptops beschäftigt und in eine intensive Diskussion über die neuen Dienstvorschriften ihres Arbeitgebers vertieft. Sie gaben an, bei ihrem Gespräch ganz einfach "die Zeit vergessen" zu haben. Selbst Anrufe ihrer Airline und Funksprüche des Towers ignorierten sie.

Die Piloten haben nun zehn Tag Zeit, die FAA-Entscheidung anzufechten.

Der Airbus A320 der Fluggesellschaft Northwest Airlines mit 147 Passagieren an Bord war von San Diego im US-Bundesstaat auf dem Weg nach Minneapolis, als die Piloten über den Zielflughafen hinwegflogen. Sie korrigierten erst nach 240 Kilometern ihren Kurs, nachdem eine Flugbegleiterin fünf Minuten vor der geplanten Landung anfragte, wann die Maschine denn landen werde

Die Piloten hatten Spekulationen zurückgewiesen, sie seien im Cockpit eingeschlafen. Scheinbar waren sie durch ihr Gespräch aber so stark abgelenkt, dass sie ihr Ziel verpassten und über eine Stunde lang nicht auf Funksprüche reagierten.

Das lange Schweigen im Cockpit hatte die Sorge ausgelöst, die Maschine könnte entführt worden sein: In Wisconsin waren bereits Kampfflugzeuge aufgestiegen.

Sogar das Weiße Haus war über den rätselhaften Irrflug informiert. Ranghohe Mitarbeiter seien vom Lagezentrum alarmiert worden und hätten den Zwischenfall verfolgt, sagte Sprecher Nick Shapiro.

Laut Polizeibericht bestanden die beiden Piloten nach der Landung einen Alkoholtest. Offenbar hatten sie auch vor dem Flug genügend Zeit zum Ausruhen. Die Zeitung Minneapolis Star Tribune berichtete unter Berufung auf interne Dokumente der Fluglinie, die beiden Flugzeugführer hätten vor ihrem Flug einen 19-stündigen Ruheaufenthalt in San Diego gehabt.

© sueddeutsche.de/AP/AFP/kaeb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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