Zentralafrikanische Republik:Kinder dürfen ihre Waffen niederlegen

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Im Bürgerkrieg gibt es positive Zeichen: Milizen haben Hunderte Kinder freigelassen, die als Soldaten missbraucht wurden.

Von Isabel Pfaff, München

Vor wenigen Wochen erst schlugen die Vereinten Nationen Alarm: In der Zentralafrikanischen Republik bahne sich "die größte vergessene humanitäre Krise unserer Zeit" an. Zwei Drittel der Bevölkerung in dem Bürgerkriegsland sind demnach auf Hilfe von außen angewiesen. Fast eine Million Menschen leben als Vertriebene im eigenen Land. Doch inmitten dieser Krise haben die am Bürgerkrieg beteiligten Milizen nun ein positives Zeichen gesetzt: 357 Kindersoldaten und -soldatinnen wurden am Donnerstag freigelassen.

Im Rahmen mehrerer Zeremonien in der zentral gelegenen Stadt Bambari legten die Kinder ihre Waffen nieder. UN-Angaben zufolge hatten viele von ihnen an den Kämpfen der Milizen teilgenommen, andere wurden als Boten oder Köche eingesetzt oder auch sexuell missbraucht. "Jedes Kind wird weitreichende Unterstützung und Schutz benötigen, um sein Leben neu zu beginnen und seine Kindheit wieder aufzunehmen", sagte Unicef-Vertreter Mohamed Malick Fall in Bambari.

357 Kinder sind nicht viel im Vergleich zur vermuteten Gesamtzahl von 10 000. Doch sie sind ein Anfang - auch, weil ihre Befreiung zu einem neuen Abkommen gehört, das die insgesamt zehn Milizen mit der Übergangsregierung des Landes unter Vermittlung der Vereinten Nationen ausgehandelt haben. Nach einer Woche der Friedensgespräche, dem sogenannten Bangui-Forum, unterzeichneten die Konfliktparteien am 10. Mai das Abkommen, das unter anderem die Freilassung aller Kindersoldaten und einen Rekrutierungsstopp vorsieht. Die Milizen haben außerdem ihrer Entwaffnung zugestimmt, darunter auch die beiden größten Gruppen, die Seleka und die Anti-Balaka.

Wenn alles gut läuft, könnten in diesem Sommer Wahlen stattfinden

Das Abkommen könnte eine Wende für die Zentralafrikanische Republik bedeuten, die seit Dezember 2012 von Gewalt erschüttert wird. Damals waren die Seleka, ein Bündnis von mehrheitlich muslimischen Rebellen aus dem Norden, in Richtung Hauptstadt marschiert und hatten im März 2013 den amtierenden Präsidenten gestürzt. Der eigentlich politische Konflikt bekam eine religiöse Schlagseite, als sich vorrangig christliche Gruppen unter dem Namen Anti-Balaka gegen die Seleka-Milizen erhoben, sie aus Bangui vertrieben und eine gnadenlose Jagd auf Muslime begannen. Tausende wurden in dem Konflikt getötet. Der 2014 eingesetzten Übergangsregierung gelang es trotz einer internationalen Eingreiftruppe im Land bisher nicht, die Kämpfe zu beenden. Von den bisherigen Waffenstillstandsvereinbarungen hat keine dauerhaft gehalten.

Auch diesmal störten bewaffnete Rebellen die Schlusszeremonie des Friedensforums am vergangenen Montag. Doch selbst wenn die Spannungen in dem Land nicht schlagartig vorbei sein werden, so zeigt doch die Befreiung der Kindersoldaten, dass sich große Teile der Milizen zumindest vorerst an die Übereinkunft halten. Wenn dies so weitergeht, könnten in diesem Sommer wie geplant Wahlen stattfinden - die ersten seit Ausbruch der Gewalt.

© SZ vom 16.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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