Zeitumstellung:Parlament als Populist

Warum die EU-Abgeordneten das Problem verkennen.

Von Stefan Kornelius

Im Europaparlament herrscht Schlussverkaufsstimmung. Das ist nicht weiter verwerflich kurz vor einer Wahl, weil alle Abgeordneten mit ihren Beschlüssen renommieren wollen. Dazu kommt die eigentümliche Regelung, wonach alle Vorhaben mit Ende des Parlamentsbetriebs verfallen. Wird all das populistisch verpackt, kommt eine Mehrheit für die Abschaffung der Zeitumstellung heraus.

Die Zeit ist tückisch. Würden die Uhren nicht mehr umgestellt, herrschte in Europa nicht automatisch dieselbe Zeit. Manche Länder würden eine permanente Sommer-, andere eine permanente Winterzeit wählen. Im schlimmsten Fall gäbe es einen Flickenteppich aus unterschiedlichen Zeitzonen - ein chaotischer Zustand für ein offenes Europa. Einigten sich die Staaten entgegen allen Erwartungen doch auf eine einzige Zeitzone, käme es zu enormen Schwankungen bei der Helligkeit. In Polen und Portugal geht die Sonne nun mal zu anderen Zeiten auf und unter.

Noch also hat die Zeitumstellung eine harmonisierende Wirkung. Sie gleicht Schwankungen aus und schafft Einheit. Das Europaparlament ist mit seiner Forderung nach einem Ende der Umstellung also einer Stimmung gefolgt, ohne sich um die nächsten Probleme zu scheren. Es hätte besser die halbjährlichen Stimmungsausbrüche der Bürger bei den Umstellungen ignoriert.

© SZ vom 27.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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