Wohnungsnot:Preis der Knappheit

Warum der Markt allein das Problem nicht lösen kann.

Von Michael Bauchmüller

Ach, könnte es der Markt doch richten! Experten des Wirtschaftsministeriums schwebt genau das vor: Mietpreisbremse weg, sozialen Wohnungsbau runterfahren, Bauen erleichtern - und schauen, was passiert. Es ist wie aus dem Lehrbuch des Ökonomen: Machst du A, passiert B. Schön wär's.

In allen wichtigen Ballungsräumen Deutschlands sind die Mieten massiv gestiegen, und das über viele Jahre hinweg. Das hat tatsächlich dazu geführt, dass mehr gebaut wird. In der Theorie müsste dieses wachsende Wohnungsangebot irgendwann dazu führen, dass die Mieten sich zumindest stabilisieren. Das funktioniert aber nicht, solange Menschen weiter in die Großräume streben, weil es dort gut bezahlte Arbeit, Universitäten, ein attraktives Leben gibt. Die Knappheit bleibt, und ihr Preis sind steigende Mieten.

Natürlich sind Mietpreisbremsen auch Ausdruck politischer Hilflosigkeit, kann sozialer Wohnungsbau allein Knappheit nicht beheben. Aber der Markt allein auch nicht - jedenfalls nicht schnell genug, um akute Armutsrisiken zu entschärfen. Dafür ist das Problem zu vielschichtig. Der Zuzug in die Städte, nur zum Beispiel, entspricht allzu oft dem Wegzug vom Land. Wieder sind Kräfte des Marktes am Werk: Wo der letzte Supermarkt, die Postfiliale, der Bahnhof schließt, mag keiner mehr wohnen. Michael Bauchmüller

© SZ vom 24.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK