Haftet einem Tier einmal das Etikett "Problem" an, wird es gefährlich. Das musste Bruno der Bär im Sommer 2006 erleben: Nachdem er in Bayern sein Unwesen getrieben hatte, wurde er erlegt. Und so soll es den Problemwölfen in Zukunft auch ergehen, dies hat zumindest das Bundeskabinett nach einem Jahr unversöhnlicher Debatte beschlossen. Dass es nun einen Gesetzentwurf gibt, ist vor allem der Angst vor der AfD geschuldet; sie versucht, sich als Partei der Wolfsgegner zu profilieren. So gesehen ist der Kompromiss gut - die Regierung zeigt, dass sie Konflikte lösen kann.
Ein guter Kompromiss ist es deshalb aber nicht. Denn die Schwelle, von der an Wölfe getötet werden können, ist erheblich gesenkt worden. War bisher ein "existenzieller Schaden" für die Besitzer von Weidetieren nötig, um den Abschuss zu genehmigen, genügt nun ein "ernster". Außerdem darf nicht nur der Problemwolf geschossen werden, sondern auch jedes Tier aus seinem Rudel. So lange, bis sich der Verbund an die "Spielregeln" hält, wie es die Berufsschäfer formulieren.
Raubtiere, die rauben, Schäfer, die auf Regeln pochen - in dieser Gemengelage können nur faule Kompromisse entstehen. Vernünftig wäre es, Bauern den Schutz ihrer Tiere komplett zu finanzieren. Auge um Auge, Zahn um Zahn ist das Problem nicht zu lösen.