Wirtschaftswachstum:Nach unten

Die Regierung korrigiert ihre Prognose - aber das ist noch lange kein Grund, um in Panik zu verfallen.

Von Bastian Brinkmann

Um 2,4 Prozent hätte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr wachsen sollen, schätzte die Bundesregierung am Jahresanfang. Das wäre die stärkste Konjunktur seit 2011 gewesen. Nun muss auch die Bundesregierung einsehen, dass das nicht zu halten ist. Sie wird ihre Prognose nächste Woche überraschend deutlich zusammenkürzen, auf wohl nur noch 1,7 Prozent.

Denn die Weltwirtschaft erlahmt, das spürt die deutsche Exportindustrie. Der Handelsstreit zwischen den USA und China erreicht beängstigende Dimensionen, die Türkei scheint die rasant steigende Inflation nicht in den Griff zu bekommen, die italienische Regierung versetzt die Finanzmärkte in Unruhe. Dabei brauchen viele deutsche Unternehmen gute ausländische Kunden. Außerdem geht es der wichtigsten deutschen Branche schlecht. Die Autoindustrie und die Zulieferer leiden unter vielen Problemen, an denen sie oft selbst schuld sind: Der Abgas-Ärger verschreckt Kunden, die Elektro-Trägheit rächt sich. Börsenhändler lassen Auto-Aktien fallen; die Kurse von Herstellern und Zulieferern sind im Durchschnitt seit Januar fast um ein Viertel abgestürzt.

Immerhin fällt Deutschland weich. Das liegt auch an den fast 45 Millionen Menschen, die jeden Morgen zur Arbeit gehen. So viele Erwerbstätige wie jetzt gab es seit der Wiedervereinigung nicht, Tendenz immer noch steigend. Und 1,7 Prozent Wachstum sind für eine große Volkswirtschaft kein Grund, sich zu schämen.

© SZ vom 06.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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