Wikileaks-Gründer in Haft:Assange bald wieder online?

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Einzelhaft, Einheitskleidung - und das Fernsehprogramm im britischen Wandsworth-Gefängnis sagt Julian Assange auch nicht zu. Doch nun gibt es für den Wikileaks-Kopf hinter Gittern einen Lichtblick.

Seit seiner Verhaftung am Dienstag ist Julian Assange nun schon offline. Kein Zustand für den Kopf der derzeit berühmtesten und umstrittensten Internetplattform der Welt. Doch im Rahmen einer Initiative mit dem Namen "Access to justice" könnte der Wikileaks Gründer im britischen Wandsworth Gefängnis nun bald wieder ins Netz gehen.

Musste hinter Gittern in Großbritanien bislang ohne einen Computer und Zugang zum Internet auskommen: Wikileaks-Gründer Julian Assange. (Foto: REUTERS)

Damit der wegen Vergewaltigungsverdacht in Auslieferungshaft sitzende 39-Jährige an seinem Fall arbeiten kann, will ihm die Gefängsverwaltung laut der britischen Zeitung Guardian einen Computer zur Verfügung stellen. Dieser soll auch über einen - eingeschränkten - Internetzugang verfügen.

Einzelhaft für den prominenten Häftling

Assange sitzt den Angaben zufolge in Einzelhaft, weil andere Gefangene "ein hohes Interesse" an dem prominenten Mithäftling gezeigt hätten. Darüber hinaus trage er die graue Gefängnisuniform der Haftanstalt, weil er bei seiner Verhaftung keine weitere Kleidung bei sich hatte. Die Weigerung des Richters, Assange am Dienstag auf Kaution freizulassen habe ihn und seinen Anwalt überrumpelt, berichtet der Guardian.

Laut seines Anwalts Mark Stephens ist Assange zwar "munter", jedoch habe sich sein Mandant über das Fernsehprogramm sowie den fehlenden Computerzugang hinter den Gittern des viktorianischen Gefängnisses beschwert. Einen eigenen Laptop hatte die Gefängnisverwaltung Assange verweigert. Er habe nicht einmal Papier, um sich Notizen zu seinen Akten zu machen, berichtete sein Verteidiger.

Nach Assange war mit internationalem Haftbefehl gesucht worde, bis er sich freiwillig den britischen Behörden in London stellte. Er soll nun nach Schweden ausgeliefert werden, wo zwei Frauen Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Hacker erheben. Der 39-Jährige versucht das jedoch zu verhindern, weil er befürchtet, von dort weiter an die USA ausgeliefert zu werden. Die Amerikaner beschuldigen Assange, die nationale Sicherheit mit der Enthüllung von Hunderttausenden Geheimdokumenten gefährdet zu haben.

Die brisanten Depeschen sorgen unterdessen weiter für Aufregung - wenn auch nur indirekt: Mehrere große Zeitungen in Pakistan sind offenbar auf gefälschte Wikileaks-Enthüllungen hereingefallen, wonach sich angeblich US-Diplomaten verheerend über den Erzrivalen Indien äußerten.

Die pakistanische Zeitung The Express Tribune, die mit dem International Herald Tribune kooperiert, entschuldigte sich am Freitag bei ihren Lesern. Das Blatt habe die von der pakistanischen Nachrichtenagentur Online verbreitete Geschichte "ohne notwendige Verifizierung" übernommen. Landesweite Zeitungen hatten die Agentur-Meldung am Donnerstag gedruckt. Der Guardian hatte anschließend berichtet, dass sich in den Wikileaks-Datenbanken keine entsprechenden Botschaften von US-Diplomaten finden ließen und konstatierte den "ersten Fall, in dem Wikileaks für Propaganda-Zwecke ausgenutzt wird".

Nach den gefälschten Depeschen sollen US-Diplomaten indische Spitzenmilitärs als inkompetent beschrieben und von einem Völkermord im indischen Teil Kaschmirs gesprochen haben. Zudem hatten sie eine indische Unterstützung für Aufständische in Pakistan belegt, die der pakistanische Geheimdienst ISI der Regierung in Neu Delhi immer wieder vorwirft.

© sueddeutsche.de/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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