Welthandel:Wehrt euch!

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Die EU sollte selbstbewusst in den Kampf mit Donald Trump ziehen.

Von Catherine Hoffmann

Trump haut aufs Blech. Die US-Strafzölle auf europäischen Stahl und auf Aluminium waren bloß der Anfang. Längst lässt der amerikanische Präsident prüfen, ob die USA auch Zölle auf importierte Autos erheben könnten. Je größer der Exportüberschuss ist, den ein Land gegenüber den Vereinigten Staaten hat, desto größer ist die Gefahr, von amerikanischen Strafaktionen getroffen zu werden. Besonders China bekommt gerade den Zorn des Handelskriegers zu spüren, aber auch Deutschland. Donald Trump will Fabriken und Arbeitsplätze heim nach Amerika holen, die durch angeblich unfairen Handel "gestohlen" wurden, koste es, was es wolle. Er eskaliert den Konflikt mit seinen wichtigsten Handelspartnern. Und was macht Europa?

Die EU antwortet mit lächerlichen Symbolzöllen auf Orangensaft, Erdnussbutter oder Whiskey. Das wird Trump kaum beeindrucken. Nun gilt zwar der alte Grundsatz, dass ein Handelskrieg langfristig nur Verlierer kennt. Aber grobes Blech und grobe Töne, wie Trump sie liebt, verlangen nach mehr als nur besänftigenden Worten - sie verlangen nach einem Gegenschlag, der wehtut. Die Europäer könnten dazu ausholen; sie haben keinen Grund, sich klein zu machen. Darauf haben die Ökonomen Gabriel Felbermayr und Jens Südekum hingewiesen. Für die USA stehen genauso viele Geschäfte auf dem Spiel wie für die EU.

Zwar verkaufen die Europäer den Amerikanern deutlich mehr Waren als umgekehrt, 150 Milliarden Dollar macht das Defizit im Güterhandel pro Jahr aus. Aber die USA punkten bei Dienstleistungen und Geldanlagen. Mit Dienstleistungen wie Finanzgeschäften oder Tourismus erzielen sie gegenüber der EU einen Überschuss von 50 Milliarden Dollar. Hinzu kommen 100 Milliarden Dollar Vermögenseinkünfte, die die USA in Europa verdienen, weil Ausländer niedrig verzinste US-Staatspapiere kaufen, während die Amerikaner in der EU wertvolle Firmenbeteiligungen erwerben, die deutlich mehr Ertrag bringen. Kurz: Europa exportiert zwar wie verrückt Güter, aber die Töchter amerikanischer Unternehmen verdienen auf dem alten Kontinent so viel Geld, dass dies aufgewogen wird und die Leistungsbilanz mit der EU ausgeglichen ist. Diese fetten Gewinne machen Europa stark - und Trump verletzlich.

Sollte sich der Handelskonflikt noch verschärfen, dann darf sich die EU nicht länger mit Zöllen auf Saft und Brotaufstrich zufriedengeben. Sie muss dort ansetzen, wo es richtig wehtut: bei den Milliardengewinnen, die insbesondere amerikanische Internetkonzerne in Europa erzielen. Ökonomen schlagen für diesen Fall eine Digitalsteuer auf Online-Dienstleistungen vor. Dann wird es sich Trump vielleicht doch noch einmal überlegen, ob sich das Zündeln mit Strafzöllen lohnt.

Die EU kann dem Streit mit Trump also durchaus gelassen begegnen. Für Deutschland und mehr noch für China gilt das allerdings nicht: Beide Volkswirtschaften erzielen gewaltige Leistungsüberschüsse im Handel mit den USA, denen keine nennenswerten amerikanischen Geschäfte gegenüberstehen. Weder verdienen die USA viel Geld mit Investitionen in China und Deutschland, noch verkaufen sie diesen Ländern so viele Dienstleistungen, dass dies einen Angriffspunkt im Zollstreit böte. Trump würde sagen: "Bad, very bad."

© SZ vom 16.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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