Bevölkerungsentwicklung:Weltbevölkerung überschreitet Acht-Milliarden-Grenze

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So viele Menschen wie noch nie leben heute auf der Erde. (Foto: IMAGO/Christoph Worsch/IMAGO/Christoph Worsch)

So viele Menschen wie noch nie leben auf der Erde, meldet das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. Die Weltgemeinschaft müsse in Bildung und Unterstützung investieren - vor allem für Frauen.

Von Sarah Kohler

Die Weltbevölkerung erreicht nach Expertenberechnung Mitte November erstmals die Schwelle von acht Milliarden Menschen - so viele wie nie zuvor. Vor allem in Afrika und Asien steigt die Zahl der Menschen weiter, teilt das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung mit. Dabei liegt die weltweite Wachstumsrate bei weniger als einem Prozent und ist damit die niedrigste seit 1950. Durch die vielen Geburten lebe heute in Subsahara-Afrika die jüngste Generation aller Zeiten: 42 Prozent der Menschen dort seien unter 15 Jahre alt.

"Acht Milliarden Menschen sind acht Milliarden Chancen", erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Bärbel Kofler (SPD). Und die wolle man nutzen: Vor allem Frauen und Mädchen müssten "Zugang zu Gesundheitsleistungen, Bildung, Beschäftigung und sozialer Sicherung" erhalten. Die Kinderzahl hänge mit dem Bildungsstand und der Armut zusammen, erklärte Kofler. Denn Frauen bekommen weniger Kinder, je besser sie über Verhütung und Familienplanung aufgeklärt sind - und je besser ihre Entwicklungschancen in einer Gesellschaft stehen. "Eine feministische Entwicklungspolitik ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft der Weltbevölkerung", bekräftigte Kofler.

Auch Aktivistinnen setzen sich schon lange für eine bessere Bildung von Mädchen und Frauen weltweit ein. Die Hilfsorganisation Malala Fund erklärt, durch Überschwemmungen, Naturkatastrophen und weitere klimabezogene Ereignisse könnten vier Millionen Mädchen in Entwicklungsländern ihre Ausbildung nicht beenden, und hätten damit kaum Chancen auf höhere Abschlüsse oder Entwicklung. Das müsse sich dringend ändern.

Große regionale Unterschiede

Nach Berechnung der Vereinten Nationen wird sich die Weltbevölkerung in den kommenden drei Jahrzehnten auf 9,7 Milliarden erhöhen, bis 2080 auf 10,4 Milliarden. Täglich erhöhe sich die Zahl der Menschen weltweit um 220 000, etwas langsamer als noch vor Jahren. Dabei gebe es jedoch große regionale Unterschiede: "Subsahara-Afrika wird nach aktuellen Prognosen noch deutlich weiterwachsen. Ein Großteil des künftigen Wachstums der Weltbevölkerung wird in dieser Region und in einigen Ländern in Asien stattfinden", so Frank Swiaczny vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung.

Dagegen stagniere in den Industrienationen die Zahl der Bevölkerung oder sei leicht rückläufig - darunter auch in Deutschland. Ein wichtiger Faktor ist dabei neben Geburten- und Sterberate auch die Migration. Wann der Höhepunkt der Bevölkerungszahl weltweit erreicht und danach wieder rückläufig sein wird, sei noch nicht abzusehen. "Es hängt letztlich von den Investitionen ab, die wir heute tätigen - in Gesundheit, Bildung, Frauenförderung und Jobs", erläuterte das Berlin-Institut.

Um das Bevölkerungswachstum gibt es immer wieder hetzerische Diskussionen, die nicht selten rassistische Klischees bedienen. Tatsächlich sieht das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung eine sehr große Herausforderung darin, die wachsende Weltbevölkerung mit einer nachhaltigen Entwicklung zusammenzubringen, doch: "Mehr Menschen bedeuten dabei nicht zwangsläufig auch einen größeren ökologischen Fußabdruck", betont Frank Swiaczny. Denn fast die Hälfte der weltweiten CO₂-Emissionen werden von den reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung verursacht - während die Emissionen der ärmsten Hälfte zu vernachlässigen sei.

Weniger Bevölkerungswachstum ist damit also vor allem wünschenswert, wenn es als Indikator für bessere Bildungs- und Entwicklungschancen steht.

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