Weißrussland:Todesstrafen wegen U-Bahn-Anschlags

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Todesstrafe für zwei junge Männer in Weißrussland: Sie sollen für den verheerenden Anschlag auf die Metro in Minsk verantwortlich sein. Die Ex-Sowjetrepublik ist der einzige Staat in Europa, der diese martialische Strafe noch vollstreckt. Kritiker werfen dem Regime von Lukaschenko vor, einen Schauprozess geführt zu haben.

In Weißrussland sind zwei 25 Jahre alte Männer zum Tode verurteilt worden. Das Oberste Gericht sprach die beiden Angeklagten schuldig, beim Bombenanschlag auf die Minsker Metro-Station Oktjabrskaja am 11. April dieses Jahres 15 Menschen getötet und mehr als 300 verletzt zu haben. Das meldeten übereinstimmend die Staatsagentur Belta und die unabhängige Minsker Agentur Belapan.

Die autoritär geführte Ex-Sowjetrepublik vollstreckt als einziges Land in Europa trotz internationaler Kritik noch die Todesstrafe - Verurteilte werden durch Genickschuss hingerichtet.

Richter Alexander Fedorzow folgte damit dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Er hatte die Angeklagten Dmitrij K. und Wladislaw K. als "extreme Gefahr für die Gesellschaft" bezeichnet. Sie sollen auch für zwei Bombenanschläge in der Stadt Witebsk im Jahr 2005 und für eine Explosion in Minsk während der Feiern zum Unabhängigkeitstag im Jahr 2008 verantwortlich sein. Dmitrij K. wurde dem Schuldspruch zufolge wegen Terrorismus, Wladislaw K. wegen Mitwisserschaft verurteilt. Die Verteidigung hatte Freispruch aus Mangel an Beweisen beantragt.

Menschenrechtler und die Mutter eines Angeklagten hatten den als "letzten Diktator Europas" kritisierten Präsidenten Alexander Lukaschenko um Gnade gebeten. Es handele sich um einen Schauprozess, bei dem durch Folter und Druck Geständnisse erzwungen worden seien, behauptete Ljubow K., die Mutter eines der beiden Verurteilten.

Dmitrij K. hatte zu Beginn des Prozesses ein Geständnis abgelegt. Wladislaw K. hingegen widerrief seine frühere Aussage mit der Begründung, er habe gehört, sein Freund sei bei Befragungen verprügelt worden.

Tausende Menschen hatten Petitionen gegen die Todesstrafe unterschrieben. In Weißrussland hält sich bei vielen die Meinung, dass der Geheimdienst KGB oder andere Kräfte im Machtapparat in das Blutbad verstrickt sein könnten. In Internetblogs hatten Bürger beklagt, dass die Führung nach dem Vorbild des Sowjetdiktators Josef Stalin mit blutigem Staatsterror von der schweren Krise im Land ablenken wolle.

© sueddeutsche.de/AFP/dpa/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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