Wehrbeauftragter Robbe:Ein Ende mit Schrecken

Freimut aus Enttäuschung: Reinhold Robbes harsche Kritik am Zustand der Bundeswehr liegt auch daran, dass ihm keine zweite Amtszeit vergönnt ist.

Peter Blechschmidt

Ein leiser Abgang ist das nicht, wenn nun Reinhold Robbe das Amt des Wehrbeauftragten verlässt. So schonungslos wie selten zuvor kritisiert Robbe in seinem letzten Jahresbericht die erschreckend große Zahl von Missständen in der Bundeswehr.

Dass er sogar einen veritablen Inspekteur einer Teilstreitkraft, den des Sanitätswesens, frontal angreift und ihm totales Versagen vorwirft, hat es in der Geschichte dieses Amtes noch nicht gegeben.

So viel Freimut hat viel mit der Enttäuschung darüber zu tun, dass Robbe die meisten der genannten Defizite schon seit Jahren anprangert, ohne dass ausreichend Abhilfe geschaffen worden wäre.

Sicherlich verdankt die Öffentlichkeit die drastischen Wahrheiten aber auch dem Umstand, dass dem Sozialdemokraten Robbe unter der neuen schwarz-gelben Koalition eine zweite Amtszeit nicht vergönnt war. Die FDP beansprucht das Amt für ihren Abgeordneten Hellmut Königshaus. Robbe wäre gern geblieben. Dass er am Dienstag einen Kommentar zur schwierigen Kandidatenfindung bei der FDP ungefragt ablehnte, ist Kommentar genug.

Robbe hat sich um die Soldaten verdient gemacht. Dass manch einer in der Spitze des Verteidigungsministeriums sich von ihm über Gebühr kontrolliert fühlte, spricht für Robbe und sein Engagement. Insofern hat er Maßstäbe gesetzt, an denen sich sein Nachfolger wird messen lassen müssen.

Robbe hat auch früher das klare Wort nicht gescheut. Königshaus ist ein stillerer Typ, der als Jurist seine Sätze sorgsam wägt. Das muss nicht heißen, dass er am Ende weniger für die Soldaten und ihre Familien erreichen kann. Gelegentlich aber wird auch er auf die Pauke hauen müssen.

© SZ vom 17.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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