WDR:Hängepartie

Der Sender gerät in die Defensive bei der Aufklärung sexuellen Fehlverhaltens. Vertröstungen werden nicht ausreichen.

Von Hans Hoff

Beim WDR strengen sich momentan sehr viele Menschen an, um Vorwürfe der sexuellen Belästigung aufzuarbeiten. Gerade hat man zwei Anwaltskanzleien und die ehemalige Gewerkschaftsvorsitzende Monika Wulf-Mathies als externe Instanzen hinzugezogen. Sie sollen untersuchen, ob bislang angemessen aufgeklärt wurde, ob alle Hierarchen der Sorgfaltspflicht nachgekommen sind.

Das ist löblich, aber mit Ergebnissen ist wohl frühestens zum Ende des Sommers zu rechnen. Auch verbessert die Aufklärung nicht unbedingt das aktuelle Bild des Senders in der Öffentlichkeit. Es wirkt, als komme genau der WDR, der in seinen Vorzeigereportagen anderen so gerne Defizite nachweist, in eigener Sache nicht entscheidend voran. Auch wenn Intendant Tom Buhrow ein ums andere Mal deutlich macht, dass er Übergriffe und Machtmissbrauch nicht duldet, scheut er sich doch, Verantwortliche zu benennen und größere Fehler zuzuordnen. Man müsse noch prüfen, heißt es.

Das ist nicht falsch, nur muss sich die Anstalt mit der Realität auseinandersetzen: Dem WDR schadet jeder Tag, an dem er sich hinter dem Argument verschanzt, er könne aus arbeitsrechtlichen Gründen nichts Genaues sagen. So entsteht eine Hängepartie unter Einbeziehung hochrangiger Mitarbeiter. Das gereicht dem Haus nicht wirklich zur Ehre.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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