Was seither geschah:Lebenslange Haft für Marwas Mörder

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Am 11. Dezember 2009 verkündete die Vorsitzende Richterin am Dresdner Landgericht das Urteil gegen Alex Wiens

Von Hans Holzhaider

Um zwölf Uhr mittags am 11. Dezember 2009 erscholl vor dem Dresdner Landgericht der Gebetsruf der Muslime. Etwa drei Dutzend Männer knieten auf dem nassen Rasen, die Gesichter in Richtung Mekka gewandt. Demonstranten trugen Transparente mit der Aufschrift "Stoppt die Hetzkampagne gegen den Islam". Zwei Stunden später verkündete die Vorsitzende Richterin Brigitte Wiegand das Urteil: Lebenslange Haft für Alex Wiens für den Mord an Marwa el-Sherbini und den versuchten Mord an ihrem Ehemann Elwy Ali Okaz. Es habe sich nicht um eine Affekttat gehandelt, sagte die Richterin. Wiens habe das Messer bewusst in seinem Rucksack versteckt und in dem Augenblick zugestochen, als die vollständig arglose Marwa el-Sherbini seiner Attacke nicht ausweichen konnte. Sein Motiv sei sein Hass auf Ausländer, insbesondere auf Muslime gewesen, der sich "wie ein roter Faden durch sein Leben zieht".

Von den in Deutschland lebenden Muslimen wurde das Urteil mit Genugtuung aufgenommen. "Wir sind stolz auf die Unabhängigkeit und Souveränität unserer Justiz", sagte Ayub Köhler, der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland. Die Ermittlungen gegen den Präsidenten des Dresdner Landgerichts und gegen den Richter Tom Maciejewski wurden eingestellt. Marwas Ehemann hatte den beiden Juristen vorgeworfen, sie hätten zu wenig für die Sicherheit während des Prozesses gegen Alex Wiens. getan.

Ein Jahr nach der Tat wurde im Foyer des Dresdner Landgerichts eine Gedenktafel enthüllt. "Wir ehren unsere ägyptische Mitbürgerin Marwa El Sherbini", steht darauf. "Sie wurde Opfer von Islamfeindlichkeit und Fremdenhass. Sie ist dem mit Würde und vorbildlicher Zivilcourage entgegengetreten." Seitdem wird dort an jedem 1. Juli der ermordeten Ägypterin gedacht. 2012 errichtete der Dresdner Stadtrat ein Stipendium "für Weltoffenheit und Toleranz" zum Gedenken an Marwa el-Sherbini. 2022 wurde die Grünfläche vor dem Dresdner Landgericht nach Marwa el-Sherbini benannt.

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