Walter Mixa tritt zurück:Ein Bischof am Abgrund

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Der überfällige Rücktritt von Walter Mixa ist kein Schuldeingeständnis: Der umstrittene Bischof von Augsburg tut eigenes Fehlverhalten als entschuldbare Lappalie ab - und sieht sich als Opfer einer Kampagne gegen seine Person.

Matthias Drobinski

Endlich. Endlich zieht sich Walter Mixa zurück, der Augsburger Bischof am Abgrund. Er tut das offenbar nicht, weil er eingesehen hat, dass er sein Amt nicht glaubwürdig ausüben kann, solange nicht geklärt ist, wie heftig der einstige Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder schlug und wie tief er in die Kasse der örtlichen Waisenhausstiftung griff. Er tritt zurück, weil der Druck auf ihn zu groß geworden ist.

Der Druck wurde zu groß: Walter Mixa will sein Amt als Augsburger Bischof niederlegen. (Foto: Foto: dpa)

Ein gespaltener Mensch

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und der Münchner Erzbischof Reinhard Marx mussten erst eine Auszeit von Mixa fordern. Es war eine Verzweiflungstat der beiden Erzbischöfe, die in der bundesdeutschen Kirchengeschichte ihresgleichen sucht.

Und wahrscheinlich sieht sich Mixa immer noch, bestärkt durch falsche Ratgeber, als Opfer einer Kampagne und nicht seines eigenen Fehlverhaltens: ein bisschen schlagen, na und? Ein bisschen Geld für den Bischofsring - steht das einem Diener Gottes wie ihm nicht zu? Und das bisschen Unwahrheit, das spielen doch nur die Medien hoch.

Walter Mixa hat bis zum Schluss nicht begriffen, dass sein zu spätes Watschen-Geständnis die Bemühungen seiner Kollegen verhöhnt, die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche ehrlich aufzuarbeiten. Er hat nicht verstanden, dass er am geistlichen Fundament seines Amtes kratzt, wenn er Geld für sich nimmt, das den Armen gehört.

Mixa ist ein gespaltener Mensch: Da ist der leutselig-konservative Seelsorger, da ist aber auch die abgründige Seite dessen, der selbstherrlich die Maßstäbe des Evangeliums, für die er stehen soll, außer Kraft setzt. Das ist der Grund für Mixas Rücktritt, nicht die einzelnen Taten sind es. Wer so denkt, darf nicht Bischof sein.

© SZ vom 22.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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