NRW-Wahlkampf:Kraft wirbt für Grün

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Eben noch mussten die Grünen in NRW ein Plakat einstampfen, weil sie unabgesprochen mit Hannelore Kraft geworben hatten. Nun engagiert sich die Ministerpräsidentin doch für den Koalitionspartner. Denn für eine eigene Mehrheit wird es knapp.

Bernd Dörries

Vor dem Düsseldorfer Landtag steht am Dienstagnachmittag ein Anhänger mit einem Plakat darauf, das nun enthüllt werden soll. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kommt in einer roten Regenjacke, deren Kapuze schon deutliche Abriebspuren aufweist, vom Wahlkampf oder vom Wandern. Neben ihr steht Sylvia Löhrmann, ihre Stellvertreterin und grüne Schulministerin, unter einem Regenschirm. Mit einem Seil wird eine Stoffplane vom Plakat gezogen. Man braucht keinen Schulabschluss, um zu merken: Hier soll demonstriert werden, dass da zwei an einem Strang ziehen. Das war zuletzt nicht immer so.

Kämpfen gemeinsam um eine rot-grüne Mehrheit in NRW: SPD-Ministerpräsidentin Hannore Kraft (rechts im Bild) und Grünen-Schulministerin Sylvia Löhrmann. (Foto: dapd)

"Gemeinsam gegen Praxisgebühren", steht auf dem Plakat. Gemeinsam für Rot-Grün ist aber die eigentliche Botschaft. Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit. Den Wahlkampf haben beide Parteien aber bisher weitgehend für sich absolviert. Die SPD und ihre Spitzenkandidatin Kraft stehen gut da in den Umfragen, bei den Grünen sieht es nicht ganz so toll aus, in der Tendenz fallend. Also hat man sich eine kleine Plakataktion ausgedacht, damit die Grünen etwas profitieren von der Popularität der Ministerpräsidentin.

Unter dem Plakat stehen die Logos von Grünen und SPD, das der Ökopartei und kleineren Koalitionspartners sogar an erster Stelle. So großzügig waren die Sozialdemokraten nicht immer im Wahlkampf, zuletzt mussten die Grünen eine ganze Plakatserie einstampfen, weil sie dort die Ministerpräsidentin abgebildet hatten, mit einer Sprechblase, in der Kraft für die grüne Zweitstimme wirbt, was aber nicht abgesprochen war.

Am Dienstag unterschreiben Kraft und Löhrmann noch auf einer überdimensionalen Liste gegen die Praxisgebühr, die Regierungschefin lässt ihrer Stellvertreterin den Vortritt. "Mensch, Hannelore", sagt Löhrmann. In der Regierungszeit haben sich die beiden immer auf Augenhöhe getroffen, als Hanni und Nanni aus der Regierungszentrale.

Löhrmann hat gar nicht selten gestichelt, dass sie Kraft doch erst zum Experiment Minderheitsregierung getrieben habe. So selbstbewusst konnten die Grünen lange agieren, weil ihre Umfragewerte so gut waren, mittlerweile wird es knapp für eine eigene Mehrheit der beiden Partner.

"Ich habe den Eindruck, dass die ganz gut auf dem Weg sind", sagt Hannelore Kraft am Dienstag. Ein paar Meter weiter steht Sylvia Löhrmann vor dem Plakat und behauptet tapfer: "Ein bisschen Regen ist gut für das grüne Wachstum." Und dann hört der Regen auch schon wieder auf.

© SZ vom 25.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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