Wahlkampf im Saarland:Müller redet, Maas macht nicht mobil

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Ein wohltemperiertes Rededuell: Während Ministerpräsident Müller landesväterlich predigte, setzte SPD-Herausforderer Maas auf Inhalt - mit wenig Erfolg.

Ch. Hickmann

Irgendwann an diesem Abend, als sich Peter Müllers Redeanteil einer gefühlten Marke weit oberhalb der 60 Prozent näherte, verknotete sein Herausforderer im Sessel gegenüber einmal sehr intensiv seine Finger ineinander. Das war es allerdings auch schon, was Heiko Maas äußerlich an Regung zeigte, und in diesem Saal musste man ihm allein dies als Punktgewinn gutschreiben.

Symptomatisch für diesen Abend im Saarland: Peter Müller redet, Heiko Maas hört zu. (Foto: Foto: dpa)

Irgendwie hatte die CDU es geschafft, weitaus mehr Anhänger im Publikum unterzubringen als die SPD - und zudem solche, die Buh- und Zwischenrufe Richtung Maas sowie bedingungslosen Dauerapplaus Richtung Müller für geeignete Stilmittel hielten. Das erzeugte eine sehr grelle, geradezu peinliche Geräuschkulisse für dieses von der Bild-Zeitung veranstalteten Rededuell keine drei Wochen vor der saarländischen Landtagswahl. Was die Kontrahenten anging, den CDU-Ministerpräsidenten Müller sowie den SPD-Spitzenkandidaten Maas, überwog allerdings gepflegte Sachlichkeit.

Es dürfte spannend werden am 30. August, wobei derzeit nicht ganz klar ist, wie spannend genau, da die jüngste Umfrage schon Monate zurückliegt. Gelten ihre Werte noch, liegt die CDU klar vor der SPD, die wiederum deutlich vor der Linkspartei mit ihrem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine rangiert und hoffen darf, dass Müller die angestrebte schwarz-gelbe Mehrheit verfehlt. Die üblichen Farbenspielchen aber, insbesondere die von der CDU so gern vorgetragene Warnung vor der "rot-roten Gefahr", kamen in der Diskussion nicht vor. Es ging am Dienstagabend ausschließlich um inhaltliche Dinge.

Über die Zukunft wolle man reden, nicht über die Vergangenheit, so leitete der Moderator die Diskussion ein. Allerdings war vor allem Müller naturgemäß nicht bereit, die Vergangenheit auszublenden, sondern warf ausdauernd mit Zahlen um sich und verwies etwa auf die während seiner Regierungszeit gesunkene Arbeitslosigkeit sowie beeindruckende Wachstumsraten - was Maas mit dem Hinweis auf die Gesamtkonjunktur konterte: Müller habe bloß von der guten Lage in den für das Saarland entscheidenden Branchen profitiert, namentlich im Autobau samt Zulieferern, in der Stahlbranche und im Maschinenbau.

In diesem Stil ging es weiter: die Schuldenbremse und ihre Auswirkungen auf das Saarland, der auslaufende Bergbau, neue Energien und, mit einiger Verbissenheit, mögliche Schulschließungen. Auffällig war, wie Müller die nicht einmal ein Jahr lange Vergangenheit seines Kontrahenten als Umweltminister sowie zuvor als Staatssekretär nutzte, um von "Ihrer Landesregierung" zu sprechen und so das Wahlkampf-Image vom "neuen Mann" zumindest zu hinterfragen.

Müller trat deutlich stärker, vor allem ruhiger auf als kürzlich beim Duell mit Lafontaine und wirkte leicht stärker als Maas - was aber auch an seinem klar höheren Redeanteil lag. Maas' zurückhaltende Art, die anderswo angenehm wirken kann, wurde hier zur Schwäche. Während Müller nach anfangs betont landesväterlichem Duktus in seinen üblichen weitschweifigen Predigerton verfiel, setzte Maas zwar inhaltlich Punkte, wirkte aber zwischendurch wie der interessierte Zuschauer eines Solo-Darstellers. Wäre das sonstige Publikum ebenso zurückhaltend gewesen, wäre es ein erfrischend sachlicher Abend geworden - auch weil zudem ein Name nicht ein einziges Mal fiel: Oskar Lafontaine.

© SZ vom 13.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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