Wahlen:Merkel kündigt Gespräche mit FDP, Grünen und SPD an

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Kanzlerin Angela Merkel kommt am Tag nach der Bundestagswahl in die Parteizentrale in in Berlin. (Foto: Michael Kappeler)

Berlin (dpa) - Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel will nach den schweren Verlusten der Union bei der Bundestagswahl Gespräche mit FDP, Grünen und SPD über eine mögliche künftige Regierung führen.

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Berlin (dpa) - Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel will nach den schweren Verlusten der Union bei der Bundestagswahl Gespräche mit FDP, Grünen und SPD über eine mögliche künftige Regierung führen.

Es sei sehr wichtig, dass Deutschland auch künftig eine gute und stabile Regierung habe, sagte Merkel nach Beratungen der CDU-Spitze in Berlin. Man wolle auch mit der SPD im Gesprächskontakt bleiben. Die Sozialdemokraten haben allerdings angekündigt, in die Opposition zu gehen.

SPD-Chef Martin Schulz bekräftigte nach dem Gesprächsangebot der Kanzlerin, dass seine Partei kein Regierungsbündnis mit der Union eingehen werde. „Die SPD wird in keine große Koalition eintreten“, sagte er in Berlin. Schulz: „Also wenn die mich anrufen will, soll sie mich anrufen. Aber ich glaube, nach der sogenannten Elefantenrunde gestern weiß sie, dass sie möglicherweise ihre Zeit besser nutzt und andere anruft.“

Merkel schlug den amtierenden Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) zur Wiederwahl an diesem Dienstag vor. Dieser Vorschlag sei in den CDU-Spitzengremien auf breite Zustimmung gestoßen, sagte Merkel.

Trotz des enttäuschenden Ergebnisses und der Wählerabwanderung an die AfD sieht Merkel keine Fehler der Union im Wahlkampf.Ich kann nicht erkennen, was wir jetzt anders machen müssten, sagte Merkel nach Beratungen der CDU-Spitze in Berlin. „Ich habe diesen Wahlkampf gut durchgedacht, ich habe ihn so gemacht wie ich ihn gemacht habe und bin jetzt auch am Tag danach nicht der Meinung, dass ich das anders sehe als ich das gestern oder vorgestern oder vor zwei Wochen gesehen habe.“

Merkel sagte, sie habe gewusst, dass es ein schwieriger Wahlkampf werde, und so sei es auch gekommen. Herausforderungen durch illegale Migration und Probleme in ländlichen Räumen und sozialen Brennpunkten seien nicht gelöst, das habe zu Stimmen für die AfD geführt. „Ich werde auch in Zukunft versuchen, nicht immer über die anderen zu sprechen, sondern die eigenen Hausaufgaben, die wir sehr gut sehen, zu machen.“

Zuvor hatten die Grünen ihre Bereitschaft zu ernsthaften Sondierungen mit Union und FDP über ein bisher im Bund nicht erprobtes Dreierbündnis erklärt. Es sei klar, dass alle Kompromisse machen müssten, sagte Parteichef Cem Özdemir. Am Ende müssten die Grünen das Ergebnis aber guten Gewissens vertreten können.

FDP-Chef Christian Lindner signalisierte Bereitschaft zu Koalitionsverhandlungen und einer möglichen Regierungsbildung. Die FDP trete aber für eine Trendwende und eine andere Richtung der Politik ein. „Wenn das nicht möglich ist, dann wäre unser Platz die Opposition“, sagte Lindner.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber rief die potenziellen Partner einer Jamaika-Koalition zu Kompromissbereitschaft auf. „Eine Koalition funktioniert nur, wenn alle Seiten nachgeben und man sich nicht gegenseitig den Platz kaputt tritt“, sagte Tauber dem Fernsehsender Phoenix. Man verfolge dann ein gemeinsames Projekt, und jeder Partner habe auch eigene Ziele, die man in einem Bündnis wiederfinden müsse. Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner sagte angesichts des enttäuschenden CDU/CSU-Ergebnisses: „Ich bin mir sicher, wir brauchen keinen Ruck nach rechts.“ Auch Berlins CDU-Chefin Monika Grütters lehnte eine stärker konservative Ausrichtung der Union ab.

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