Wahlen in Schleswig-Holstein:Im Handball-Dress zur Urne

Als erster der Spitzenkandidaten gab FDP-Mann Wolfgang Kubicki am Sonntagmorgen um 10 Uhr im Ostseebad Strande, wenige Kilometer nördlich von Kiel, seine Stimme ab. Ganz leger, mit rosafarbenem Pulli und bunt gestreiftem Schal. Ihm folgte Anke Spoorendonk vom SSW, die in Flensburg wählte, ebenso wie Grünen-Spitzenkandidat Robert Habeck. Er erschien lässig im Handball-Dress der SG-Flensburg-Handewitt. Mit dabei: Sohn Oskar.

Landtagswahl in Schleswig-Holstein

Ging im Handball-Dress und mit Sohn Oskar zur Wahl: Robert Habeck, der Spitzenkandidat der Grünen.

(Foto: dapd)

CDU-Kandidat de Jager ließ sich bis zum späten Vormittag Zeit, wählte dann in Eckernförde. "Wir haben die größere Mobilisierungsreserve", frohlockt de Jager siegessicher, "nur die CDU steht für eine stabile Regierung." Ihm folgte auf Nordstrand der scheidende Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, der sich heute getrost in den Strandkorb setzen kann, da es bei ihm persönlich um nichts mehr geht.

Der stärkste Kontrahent des neuen CDU-Spitzenkandidaten, der SPD-Kandidat und Kieler Oberbürgermeister Torsten Albig, verzichtete auf einen letzten medienwirksamen Auftritt. Er hatte bereits am vergangenen Mittwoch, im Kieler Briefwahlbüro, seine Stimme abgegeben, weil er am Sonntag an der Konfirmation seines Patenkindes teilnehmen wollte. Nicht etwa um die Ecke, sondern in Herford in Nordrhein-Westfalen. Albig ließ jedoch ausrichten: "Wer den Politikwechsel will und mich als Ministerpräsidenten haben will, macht sein Kreuz bei der SPD."

Ob Albig oder de Jager am Sonntagabend mit der Regierungsbildung beauftragt werden, hängt auch davon ab, wem die Wähler den Umgang mit der prekären Schuldenlage des Landes eher zutrauen. Schleswig-Holstein drückt eine Last von 27 Milliarden Euro, auf jeden Bürger entfallen damit fast 10.000 Euro Schulden. Das ist - nach dem Saarland - der höchste Pro-Kopf-Wert eines westdeutschen Flächenlandes.

Auf jeden Fall darf sich Schleswig-Holstein auf langwierige Koalitionsverhandlungen einstellen. Ziehen die Piraten unter Spitzenkandidat Torge Schmidt auch in Schleswig-Holstein in den Landtag ein, dürfte den traditionellen Zweierbündnissen Rot-Grün oder Schwarz-Gelb eine eigene Mehrheit verwehrt bleiben. Um eine Große Koalition aus CDU und SPD zu vermeiden, müssen dann Dreierbündnisse her - und diese zu zimmern, ist noch schwieriger, als im engen Kieler Landtag ein paar neue Wände einzuziehen.

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