Guttenberg und die Plagiatsaffäre:Abgeschrieben

Fünf Wochen nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers stellt die Uni Bayreuth fest, dass Karl-Theodor zu Guttenberg in seiner Doktorarbeit absichtlich getäuscht haben muss. Vom Siegeszug des fränkischen Provinzpolitikers nach Berlin bis zum jähen Ende seiner Karriere - in Bildern.

1 / 20
(Foto: dpa)

Jetzt ist es amtlich: Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat in seiner Doktorarbeit absichtlich getäuscht. Zu diesem Schluss kommt die Kommission der Universität Bayreuth in ihrem Gutachten. Die ganze Geschichte - vom Aufstieg bis zum jähen Fall des Ministers in Bildern. Es war ruhig geworden in der Plagiatsaffäre um Guttenbergs Doktorarbeit, nachdem der ehemalige Verteidigungsminister von seinem Amt zurückgetreten war: Die Kommission der Universität Bayreuth, die den Fall seit Wochen prüfte, kommt jetzt zu der Einschätzung, dass es sich bei der Promotionsarbeit nur um eine absichtliche Täuschung handeln kann.

2 / 20
(Foto: dpa)

Einen solchen Vorsatz hatte Guttenberg stets ausdrücklich bestritten. Trotzdem: Der Druck war zu groß geworden, nachdem bekannt geworden war, dass der CSU-Politiker an zahlreichen Stellen seiner Promotion abgeschrieben hatte. Bei seiner Rücktrittserklärung vor gut einem Monat sagte Guttenberg: "Es ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens". Bis zu diesem Zeitpunkt galt Guttenberg als vielversprechendste Nachwuchshoffnung der CSU. Wie es zu seinem rasanten Aufstieg kam.

3 / 20
(Foto: dapd)

Das Schloss der Familie Guttenberg im oberfränkischen Guttenberg bei Kulmbach. Hier hat der 1971 geborene Karl-Theodor als Sprössling des Dirigenten Enoch zu Guttenberg seine Kindheit verbracht.

4 / 20
(Foto: dapd)

Nach dem Abitur 1991 im bayerischen Rosenheim und dem Wehrdienst bei den Gebirgsjägern in Mittenwald begann Guttenberg an der Universität Bayreuth das Studium der Rechtswissenschaft. Es folgte ein Studium der Politikwissenschaft an der Münchner Hochschule für Politik. Seine umstrittene Doktorarbeit schrieb Guttenberg in Bayreuth und promovierte 2007 zum Dr. jur.

5 / 20
(Foto: Reuters)

Seit dem Jahr 2000 ist Guttenberg mit Stephanie Gräfin von Bismarck-Schönhausen verheiratet. Die fünf Jahre jüngere Textilbetriebswirtin ist Präsidentin des Vereins "Innocence in Danger", der sich gegen Kindesmissbrauch und sexuelle Gewalt engagiert. Guttenbergs Ehefrau geriet in die Kritik, weil sie gemeinsam mit dem Sender RTL2 in der Show Tatort Internet potentielle Kinderschänder in die Falle gelockt hatte. Es wurde der Vorwurf laut, das Format setze auf billige Schockeffekte, statt seriös aufzuklären

6 / 20
(Foto: dpa)

Seinen ersten großen politischen Erfolg konnte Guttenberg 2002 feiern, als er für die CSU mit 63 Prozent der Stimmen aus seinem Wahlkreis Kulmbach/Lichtenfels direkt in den Bundestag gewählt wurde.

7 / 20
(Foto: AP)

Nach den verheerenden Landtagswahlen 2008 setzte die CSU auf Verjüngung. Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer Guttenberg als Generalsekretär in seine Führungsmannschaft.

8 / 20
(Foto: ddp)

Nach dem Rücktritt von Michael Glos (CSU) als Bundeswirtschaftsminister im Februar 2009 durfte Guttenberg als dessen Nachfolger ins Kabinett von Angela Merkel aufrücken. Mit 37 Jahren ist er der jüngste Wirtschaftsminister, den Deutschland bislang hatte. Zu dieser Zeit gilt er bereits als Experte für Außenpolitik und Amerika, ist Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Auswärtigen Ausschuss und leitet den CSU- Fachausschuss Außenpolitik. Außerdem ist er Vorsitzender des CSU-Bezirksverbands Oberfranken.

9 / 20
(Foto: REUTERS)

Schon zu Beginn seiner Amtszeit musste Guttenberg sich mit den Folgen der Wirtschaftskrise auseinandersetzen. Mit Finanzminister Peer Steinbrück (links) musste eine Reihe weitreichender Entscheidungen getroffen werden. Es ging um die Rettung der Hypo Real Estate, den Umgang mit dem insolventen Unternehmen Quelle/Arcandor und die Verhandlungen über die Zukunft von Opel.

10 / 20
(Foto: dpa)

Nach der Bundestagswahl im Herbst 2009 übernahm Guttenberg den Posten des Verteidigungsministers von Franz Josef Jung (CDU) - und hat bereits kurz nach dem Amtsantritt eine schwierige Aufgabe vor sich: die Kundus-Affäre ...

11 / 20
(Foto: dpa)

Bei einem Luftangriff auf zwei von Taliban gekaperte Tanklaster, den ein deutscher Offizier angefordert hatte, waren etliche afghanische Zivilisten getötet worden (Bild). Guttenberg stand in der Kritik, weil er zunächst erklärt hatte, das Vorgehen sei gerechtfertigt gewesen. Dann ruderte er zurück und erklärte, er habe sich auf Informationen des Generalinspekteurs Wolfgang Schneiderhan gestützt. Dann feuerte er Schneiderhan und den Staatssekretär im Verteidigungsministerium Peter Wichert.

12 / 20
(Foto: REUTERS)

Im August 2010 startete Guttenberg sein größtes Projekt als Verteidigungsminister: die Bundeswehrreform. Diese beinhaltete unter anderem die Abschaffung der Wehrpflicht und damit die Umwandlung der Bundeswehr in eine Freiwilligenarmee. Die Zahl der Soldaten soll im Zuge der Reform von 250.000 auf 185.000 reduziert werden.

13 / 20
(Foto: dpa)

Im Dezember 2010 besuchte Guttenberg zum wiederholten Mal deutsche Bundeswehrsoldaten in Afghanistan - diesmal allerdings gemeinsam mit seiner Frau Stephanie, dem niedersächsischen Ministerpräsidenten David McAllister sowie dem Talkshow-Moderator Johannes B. Kerner. Dabei wurde auf dem Militärgelände eine Folge der Sat.1-Sendung Kerner aufgezeichnet.

14 / 20
(Foto: dpa)

Aus den Reihen der Oppositionsparteien kam daraufhin scharfe Kritik: Die "Guttenberg-Show" diene nur der Selbstinszenierung.

15 / 20
(Foto: dpa)

Im Januar dieses Jahres brachten Vorgänge an Bord des Segelschulschiffs Gorch Fock der Deutschen Marine den Minister in Bedrängnis. Eine junge Soldatin war bereits im November 2010 aus der Takelage auf das Deck gestürzt und kam dabei ums Leben. Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) berichtete später über Vorwürfe aus der Mannschaft: Druck, Nötigung und sexuelle Nötigung.

16 / 20
(Foto: dapd)

Dem Verteidigungsminister wurde daraufhin schlechte Kommunikationspolitik und miserables Krisenmanagement vorgeworfen. Auch dass er den Kommandanten des Schiffes, Kapitän Norbert Schatz, suspendierte, bevor die Vorgänge an Bord der Gorch Fock untersucht werden konnten, wurde von der Opposition stark kritisiert.

17 / 20
(Foto: REUTERS)

Mitte Februar sieht sich Guttenberg nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung auch noch Plagiatsvorwürfen ausgesetzt. Sowohl die Uni Bayreuth als auch die Kanzlerin haben eine Erklärung für die offensichtlich abgeschriebenen Stellen in Guttenbergs Doktorarbeit verlangt. Bei einer Pressekonferenz gestand der Verteidigungsminister Fehler ein, bestritt jedoch, bewusst getäuscht zu haben.

18 / 20
(Foto: dpa)

Beim Valentinstreffen der hessischen CDU in Kelkheim sucht Guttenberg am 21. Februar die Flucht nach vorne. Guttenberg bittet die Uni Bayreuth, seinen Titel zurückzunehmen. Vorwürfe, einen Ghostwriter beauftragt zu haben, versucht der Verteidigungsminister abermals zu entkräften: Er stehe zu dem "Blödsinn, den ich geschrieben habe", sagt Ex-Doktor und Immer-noch-Freiherr zu Guttenberg.

19 / 20
(Foto: dapd)

In der vergangenen Woche entschied auch die Promotionskommission der Universität Bayreuth (im Bild: Präsident der Uni Bayreuth, Rüdiger Bormann): Der Verteidigungsminister darf seinen Doktortitel nicht mehr führen. Verschiedene deutsche Akademiker fordern Guttenbergs Rücktritt, weil sie fürchten, dass bewährte Standards wissenschaftlicher Arbeit verkommen. Bald hagelt es auch aus den eigenen Reihen Kritik. Bildungsministerin Annette Schavan sagt zur SZ, dass sie sich nicht nur heimlich für Guttenberg schämt. Polit-Veteran Kurt Biedenkopf legt dem Verteidigungsminister den Rücktritt nahe.

20 / 20
(Foto: dapd)

Am 1. März wird der Druck auf Guttenberg zu groß: Obwohl Kanzlerin Merkel und CSU-Chef Seehofer sich immer wieder öffentlich hinter den Verteidigungsminister gestellt haben, erklärt Guttenberg seinen Rücktritt. Doch die Plagiatsaffäre, das zeigt das Urteil der Universität Bayreuth, ist auch einen Monat nach seinem Rückzug von der politischen Bühne noch nicht ausgestanden.

© sueddeutsche.de/fiem/isch - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: