Vereinte Nationen:Fataler Ansehensverlust

Das Palästinenserhilfswerk der UN gibt den Menschen Nahrung, Bildung, medizinische Versorgung. Nun wird es durch einen Korruptionsskandal erschüttert. Wer am meisten darunter leidet: die Menschen in Palästina.

Von Moritz Baumstieger

Es ist ein Skandal, wenn Chefs ihre Macht dazu nutzen, Freunde in hohe Positionen zu hieven und Kritiker zu mobben. Dem Direktor des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen wird genau das vorgeworfen, sein Beispiel soll zudem in der Führung der Behörde Schule gemacht haben.

Natürlich gilt für Pierre Krähenbühl wie für alle anderen Beschuldigten die Unschuldsvermutung, bis die Untersuchungen zum Fall abgeschlossen sind. Wenn es aber stimmt, dass bei der UN-Spitze in New York bereits im Dezember 2018 ein Brief mit den Vorwürfen eingetroffen ist, darf man die langsame Aufarbeitung ebenfalls skandalös nennen.

Gerade weil die UN-Behörde politisch umstritten ist - die USA und Israel werfen ihr Ineffizienz vor, stören sich an der breiten Definition des Flüchtlingsstatus für die Palästinenser -, sollten die Vorwürfe schnell und transparent aufgeklärt werden. Bereits jetzt hat die Schweiz ihre Hilfe ausgesetzt, ein weiterer Vertrauensverlust wäre für das Ansehen der Behörde fatal. Weit schlimmer jedoch wäre er für die fünf Millionen Palästinenser, die von der humanitären Hilfe, den Bildungsangeboten und der medizinischen Versorgung durch die Behörde abhängig sind. Sie können weder etwas für deren Verfehlungen noch für den Streit um ihre Arbeitsgrundlage.

© SZ vom 01.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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