Bundespräsident: Christian Wulff:Aber hier wohnen, nein danke!

Erst der Eid, dann die Party: Christian Wulff hat - im zweiten Versuch - seinen Amtseid abgelegt und stellt später fest, dass er jetzt erstmal eine Wohnung in Berlin braucht. Ins Schloss Bellevue will er nicht einziehen, dort wird gefeiert.

In Bildern

1 / 16
(Foto: AFP)

Ein denkwürdiger Tag für Christian Wulff: In einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat legt der 51-Jährige seinen Amtseid als Bundespräsident ab.  Bundestagspräsident Norbert Lammert (re.) nimmt Christian Wulff den Amtseid ab. Hinter ihm steht der aktuelle Bundesratspräsident Jens Böhrnsen. Er war nach dem Rücktritt von Horst Köhler 30 Tage lang der Statthalter im Bundespräsidialamt.

2 / 16
(Foto: AP)

Der 51-Jährige spricht die bekannte Formel nach Artikel 56 des Grundgesetzes: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe." Nur ein kleiner Versprecher während des Eides offenbart seine Nervosität: Nach einem kurzen Verhaspler muss der CDU-Politiker ein zweites Mal zum Eid ansetzen.

3 / 16
(Foto: Reuters)

Nach dem Ablegen des Eides gab es dann schon die ersten Glückwünsche von der Regierungsspitze. Vizekanzler Guido Westerwelle (FDP) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulieren Christian Wulff zu seinem neuen Amt. Der ehemalige Ministerpräsident von Niedersachsen und CDU-Vize war ihr Kandidat für die Bundespräsidentenwahl - auch wenn sich die Wahl dann etwas zäh gestaltete.

4 / 16
(Foto: AFP)

In seiner ersten Rede als Bundespräsident gibt sich Wulff ganz staatsmännisch: Er wolle zwischen den vielfältigen Gesellschaftsschichten im Land und ihren verschiedenen Interessen Brücken bauen. "Mir ist es wichtig, Verbindungen zu schaffen." Es war eine nette Rede, wenngleich auch ein bisschen dröge.

5 / 16
(Foto: Reuters)

Wie es sich gehört, lobt er in seiner Rede auch seinen Vorgänger im Amt und hebt vor allem Horst Köhlers Liebe und Einsatz für den afrikanischen Kontinent hervor. Köhler war am 30. Mai freiwillig und völlig überraschend zurückgetreten. Im Bild sind das neue und das alte Bundespräsidentenpaar kurz vor der Vereidigung zu sehen.

6 / 16
(Foto: dpa)

Auch Vorgänger Horst Köhler stand in dieser denkwürdigen Sitzung noch einmal im Mittelpunkt - für ihn gab es zu Beginn noch einmal einen letzten Applaus im Plenarsaal des Deutschen Bundestags. Die Miene des 67-Jährigen verrät seine Gemütslage.

7 / 16
(Foto: ap)

Nach der Vereidigung im Bundestag wird Christian Wulff am Schloss Bellevue mit militärischen Ehren empfangen. Als hätte er nie etwas anderes getan, schreitet er die Formation ab.

8 / 16
(Foto: AFP)

Jetzt müssen noch Einzugsbilder her: Christian und Bettina Wulff stehen im Blitzlichtgewitter vor dem Schloss Bellevue. Dann verschwinden sie hinter der schweren Holztür des Amtssitzes.

9 / 16
(Foto: getty)

Doch das neue Staatsoberhaupt Christian Wulff und seine Frau Bettina haben noch gar nicht entschieden, wo sie in Berlin mit ihren Kindern (im Bild die 16-Jährige Annalena)  wohnen. "Wir müssen jetzt mal gucken, wo wir unterkommen", sagte Wulff. Der Amtssitz Schloss Bellevue ist dafür nicht vorgesehen - eine angemessene Wohnung gibt es dort seit Jahren nicht mehr. Der letzte Bundespräsident, der in dem frühklassizistischen Gebäude auch die Nächte verbrachte, war Roman Herzog vor elf Jahren. Inzwischen wurde der Wohntrakt im Südflügel in Büros umgebaut.

10 / 16
(Foto: rtr)

Doch für Empfänge und Feste scheint das Anwesen am Rande des Berliner Tiergartens wie gemacht, etwa für Wulffs Sommerfest mit rund 5000 Gästen, das am Abend stattfand.

11 / 16
(Foto: rtr)

Christian Wulff kam, und mit ihm die Sonne. Es galt schon fast als ehernes Gesetz, dass immer dann, wenn der Bundespräsident zum Sommerfest lädt, sich ebenjene Sonne schnurstracks verdrückt, ganz egal, wie sehr sie auch an den Tagen zuvor geschienen haben und wie strahlend blau der Himmel schon wenige Stunden später wieder sein mochte. Wenn Horst Köhler im großen Garten des Schlosses Bellevue zur Begrüßungsrede ansetzte, standen regelmäßig vier- bis fünftausend Gäste im Regen. Insofern hätte man eigentlich stutzig werden müssen, als beim Sommerfest des vergangenen Jahres, Köhlers letztem, wie man heute weiß, plötzlich die Sonne schien.

12 / 16
(Foto: ag.ddp)

Schon vor Monaten hatte er gewusst, dass er an diesem Abend wohl im Präsidentengarten flanieren würde, denn der Chef der niedersächsischen Landesregierung steht selbstverständlich auf der Einladungsliste. Allerdings war Wulff wohl davon ausgegangen, dass er am Fuß der breit geschwungenen Treppe am Westflügel des Schlosses stehen würde und nicht auf der obersten Stufe, wenn das Staatsoberhaupt aus der Tür in den Garten tritt und freundlich nickend das Spalier der Gäste bis zur Haupttribüne abschreitet.

13 / 16
(Foto: dpa)

Der neue Präsident schüchtern lächelnd, eben ihm strahlt im petrolfarbenen Kleid seine Frau Bettina, die mit ihren hohen Absätzen ein paar Millimeter größer scheint als das Staatsoberhaupt. Das Bundesjugendorchester stimmt die Septimi toni Nr. 2 von Gabrieli an, das Präsidentenpaar bahnt sich seinen Weg durch die Menge.

14 / 16
(Foto: afp)

... das Präsidentenpaar bahnt sich seinen Weg durch die Menge.

15 / 16
(Foto: rtr)

Der Applaus ist freundlich, nicht überschwänglich, als Wulff die Gäste auf Schoss Bellevue willkommen heißt. "Das ist Ihr Schloss, Ihr Park", sagt er und schildert dann, wie er sich vor ein paar Wochen heimlich mit Gauck (2. von links) getroffen und vereinbart habe: Man habe beschlossen, "dass wir beide heute Abend hier sein werden", erzählt der Präsident. Nur wer wen als Hausherr begrüßen würde, war seinerzeit nicht klar.

16 / 16
(Foto: rtr)

Die Promi-Dichte ist nicht hoch an diesem Abend, Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker (mitte) ist gekommen, die Bundesminister Kristina Schröder, Norbert Röttgen, Dirk Niebel, die Fraktionschefs Frank-Walter Steinmeier, Renate Künast und Jürgen Trittin. Von den verhinderten Präsidentenmachern ist nichts zu sehen, weder von Angela Merkel noch von Guido Westerwelle oder von Horst Seehofer. Als Wulff seine Rede beendet, sind es noch gefühlte 40 Grad im Schatten. Mancher wünscht sich jetzt Horst Köhler zurück. Den mit dem Regen. Text: Claus Hulverscheidt, mit dpa, Reuters, AFP

© sueddeutsche.de/dmo/hana) - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: