USA:Einfach, weil gewählt wird

US-Präsident Donald Trump politisiert das Virus, damit die Bürger ihn nicht für das Elend verantwortlich machen. Und so schiebt er alle Schuld auf andere - auf China, die Demokraten, die Einwanderer.

Von Hubert Wetzel

Es ist derzeit praktisch unmöglich, legal in die USA einzuwandern. Die Grenzen sind zu. Warum also kündigt Donald Trump dann an, er wolle die legale Einwanderung per Dekret aussetzen? Ganz einfach: Im November wird gewählt. Und weil der Präsident im Kampf gegen das Virus versagt, muss er etwas anderes tun, das seine Wähler gut finden.

Trump weiß, dass er die Corona-Krise als Präsident nur überstehen wird, wenn er sie politisiert. Das Virus tötet Menschen und zerstört die Wirtschaft. Aber Trump muss einen Weg finden, damit die Bürger nicht ihn für das Elend verantwortlich machen. Deswegen schiebt er alle Schuld auf andere - auf China, auf die Demokraten, auf die Gouverneure. Deswegen stachelt er die Proteste gegen die Ausgehsperren an. Und deswegen verknüpft er Streitthemen, die das Land in seine Gegner und seine Unterstützer spalten, mit dem Virus.

Dazu gehört das Thema Immigration. Das ist perfide, denn die USA brauchen Einwanderer, um es durch die Krise zu schaffen; das sieht man daran, dass zum Beispiel Erntehelfer von dem Einreiseverbot ausgenommen werden könnten. Aber Trump ist ohnehin nur an der ideologischen Wirkung seines Dekrets interessiert. Und die ist absehbar: Das linke Amerika wird wütend aufheulen, das rechte Amerika wird jubeln. Je lauter, desto besser für Trump.

© SZ vom 22.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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