Wenn das ein Pokerspiel war, ist der Bluff schnell vorbei: Paul Ryan, republikanischer Sprecher des Repräsentantenhauses, unterstützt Donald Trump.
Ryan ist der ranghöchste Konservative in Washington und damit ein Gesicht des sogenannten "Establishments" seiner Partei. Im Koordinatensystem der Republikaner ist er auf der gemäßigteren Seite. Der 46-Jährige hatte es in den vergangenen Wochen vermieden, sich zum designierten Präsidentschaftskandidaten zu bekennen.
Er sei "noch nicht bereit dafür" und es sei wichtig, dass der Kandidat republikanische Prinzipien vertrete, so die Begründung. Ein Treffen der beiden sowie mehrere Telefonate hatten zunächst keinen Meinungsumschwung bewirkt.
"Mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes"
Nun jedoch stellt sich der Politiker aus Wisconsin hinter den Milliardär. In einem Gastbeitrag für seine Heimatzeitung The Gazette schreibt er: "Es ist kein Geheimnis, dass er (Trump; Anm. d. Red.) und ich unsere Meinungsverschiedenheiten haben. Ich werde nicht so tun, als ob es anders wäre. Und wenn ich es für notwendig ansehe, werde ich weiter meine Meinung sagen. Aber die Wahrheit ist, dass wir in den Sachfragen unseres Programms mehr Gemeinsamkeiten als Trennendes haben."
Ryan, der auch den Parteitag der Republikaner in Cleveland leiten wird, werden selber Ambitionen auf das höchste Staatsamt nachgesagt. Bereits 2012 trat er als Mitt Romneys Vizekandidat an. Im März galt er für einige Wochen als möglicher Alternativkandidat für den Fall, dass Trump nicht genügend Delegierte hinter sich versammelt hätte und es zur Kampfabstimmung gekommen wäre. Doch Ryan vermied es, mit diesem Plan in Verbindung gebracht zu werden.
In den vergangenen Wochen war der Druck auf ihn gewachsen, seine Prinzipien hintanzustellen und sich zu Trump zu bekennen: Weder hält der gemäßigte Parteiflügel einen aussichtsreichen Gegenkandidaten als Alternative bereit, noch können die republikanischen Abgeordneten auf eine Zusammenarbeit mit dem Trump-Team verzichten, wenn sie im November wiedergewählt werden wollen.
Leeres #NeverTrump-Lager
Zugeständnisse erhält Ryan für seine Unterstützung offenbar nicht, weshalb er in dem Gastbeitrag versucht, die Vorzeichen umzukehren: In den kommenden Wochen wollen die republikanischen Abgeordneten des Repräsentantenhauses Vorschläge für eine Steuerreform, die Rücknahme der Obama-Gesundheitsgesetze und eine "Wiederherstellung der Verfassung" einbringen. Auf Twitter erklärte Ryan, er sei zuversichtlich, dass Trump diese Ideen "zu Gesetzen machen" werde.
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In der Republikanischen Partei gibt es damit nur noch wenige bekannte Republikaner, die Trump die Gefolgschaft verweigern. Zu den bekanntesten Gesichtern gehören neben dem inzwischen irrelevanten Jeb Bush, der frühere Präsidentschaftskandidat Mitt Romney und der Senator von Nebraska, Ben Sasse.
Während die Republikaner über Ryans Ankündigung diskutierten, nutzte Hillary Clinton eine Rede zur Sicherheitspolitik, um Trump heftig zu attackieren: "Er ist nicht nur unvorbereitet, sondern von seinem Temperament her nicht geeignet", sagt sie in San Diego. "Jemand wie er darf unter keinen Umständen den Zugang zu nuklearen Abschuss-Codes bekommen." Man dürfe Trump nicht die Chance geben, mit dem Schicksal Amerikas zu zocken.
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Sollte er ins Weiße Haus einziehen, dürfte sich der Ton deutlich verschärfen. Eine Pressekonferenz gibt einen Vorgeschmack.
Rick Perry, ehemaliger Gouverneur von Texas und bekehrter Trump-Rivale, erklärte, Trump werde Clinton in den Debatten im Herbst "die Haut abziehen".