In den USA sind Wahlkampf-Empfehlungen von Politikern (endorsements) keine Liebesbekundungen, sondern taktische Gefallen, die später als Faustpfand dienen, wenn es um Ämter oder Geld geht. Palin hat sich längst aus der aktiven Politik zurückgezogen, profitiert aber von der Aufmerksamkeit, die sie nun wieder erhält. Am Posten der Energieministerin hat die Öl-Freundin schon vor längerer Zeit Interesse signalisiert.
Und Trump erhält nun in Iowa Unterstützung, wo der Texaner Ted Cruz zuletzt nicht nur in Umfragen aufholte, sondern auch Zweifel am konservativen Wesen des New Yorker Milliardärs zu säen versuchte. Palin ist nicht nur eine ultrakonservative Marke, sondern auch gut vernetzt und bedient jenen Anti-Establishment-Flügel, der unter dem Namen "Tea Party" auch Hardliner wie Ted Cruz in einflussreiche Positionen brachte. Nun zieht die Tea-Party-Ikone also Trump dem natürlichen Tea-Party-Kandidaten vor.
"Ich liebe Sarah Palin", erklärte Cruz vor der Entscheidung Reportern in New Hampshire. "Sie ist fantastisch. Ohne ihre Freundschaft und Unterstützung wäre ich heute nicht im Senat. Egal, für was sich Sarah Palin 2016 entscheidet, ich bleibe immer ein großer, großer Fan."
Trump, ein politischer Nachfahre Palins
Der Satz "Ohne ihre Unterstützung wäre ich heute nicht im Senat" schaffte es als Zitat in die Pressemitteilung der Trump-Kampagne. Palin indes lobte in ihrer Rede statt Cruz sogar dessen chancenlosen Konkurrenten Rand Paul, was die Demütigung in gewisser Weise perfekt machte (oder einfach nur der Zufälligkeit ihrer Redebausteine geschuldet sein mag).
Trump N' Palin mag nun wieder Stoff für Witze, Sketche und Spott aus dem liberal geprägten Amerika liefern, der moderate Flügel der Republikaner dürfte sich das Schauspiel entgeistert angesehen haben. Dabei ist Trump auch ein politischer Nachfahre Palins: Die hatte sich als Vizepräsidentschaftskandidatin von John McCain 2008 gegen die Ratschläge der Berater gestellt und sich als eigene Marke etabliert.
In den ersten Obama-Jahren hatte sie dann das Anti-Washington-Ressentiment der konservativen Basis nicht nur erkannt und aufgesogen, sondern maßgeblich verstärkt. In ihren Reden beklagt sie seit Jahren, von den elitären Massenmedien missverstanden zu werden - ein Gefühl, das viele Fox-News-Zuschauer kennen und das auch Trump gerne bedient.
Der Boulevard verfolgt sie auch am Dienstag
Es wäre übertrieben zu sagen, dass es ohne Palin keinen Kandidaten Trump geben würde - doch dessen Radikalität und Wirkungsmacht baut auf das Fundament, das sie und ihre Wegbereiter geschaffen haben.
Dass der Immobilien-Milliardär den Sprung vom Reality-TV in die Politik schaffte, während die Gouverneurin von der Politik ins Reality-TV abstieg, ist ein kleiner Treppenwitz. Palin trommelte gerade auf der Bühne für Trump, als wieder eine dieser Meldungen aus der Palin-Familie durchsickerte, die den Clan inzwischen zu beliebtem Futter für den Trash-Boulevard machen: Ihr Sohn Track war am Montagabend in Alaska wegen Schusswaffen-Verwendung im betrunkenen Zustand und häuslicher Gewalt festgenommen worden.