US-Wahl:Machtkämpfe in Trumps Übergangsteam

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Mike Rogers war einer der profiliertesten Republikaner in Trumps Übergangsteam. Nun ist er überraschend aus dem Team ausgeschieden. (Foto: AP)
  • Der hochrangige Republikaner Mike Rogers hat seinen Rückzug aus Trumps Übergangsteam verkündet.
  • Auch Ben Carson, der einzige Schwarze, der für einen Posten in Trumps künftigem Kabinett gehandelt wurde, hat das Angebot abgelehnt.
  • Hinter den Kulissen sprechen manche Republikaner von "stalinistischen Säuberungen".

Interne Ränkespiele und unklare Zuständigkeiten im Lager des künftigen US-Präsidenten Donald Trump überschatten offenbar die Vorbereitungen auf den Regierungswechsel. Verschiedene Gruppen in Trumps Übergangsteam "kämpfen um die Macht", hieß es von Seiten der Republikaner.

Der frühere republikanische Leiter des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, Mike Rogers, verkündete am Dienstag überraschend seinen Rücktritt aus dem Übergangsteam. Die Washington Post zitierte einen Republikaner mit den Worten, es habe eine "stalinistische Säuberung" gegeben. Sollte sein Abgang tatsächlich nicht freiwillig gewesen sein, ließ sich Rogers das zumindest nicht anmerken: In einer Mitteilung schrieb er, er freue sich, die Arbeit an ein neues Team unter der Leitung des gewählten Vizepräsidenten Mike Pence abzugeben.

Kurz zuvor hatte sich auch Ben Carson überraschend gegen einen Posten im Kabinett des künftigen US-Präsidenten Donald Trump entschieden. Carson war der einzige Schwarze, der für einen Posten in Trumps Wunschkabinett als Gesundheitsminister gehandelt wurde. Er arbeitete früher als Neurochirurg und war im Vorwahlkampf einer der Konkurrenten Trumps. Carsons Sprecher teilte jedoch mit, dieser sei überzeugt, dass das nicht der beste Weg für ihn sei, dem gewählten Präsidenten Trump zu dienen. Ihm fehle die Regierungserfahrung.

Trump selbst versuchte am späten Dienstagabend Spekulationen entgegenzutreten, dass der Übergangsprozess durch das personelle Hin und Her gefährdet sei. Auf Twitter schrieb er, das Vorgehen sei "sehr organisiert". Und: "Ich bin der Einzige, der weiß, wer die Finalisten sind." Manch einer fühlte sich bei dieser Wortwahl an Trumps Rolle als Juror in seiner TV-Show "The Apprentice" erinnert.

Trump hält sich noch bedeckt darüber, wer in seinem Kabinett sitzen soll

Hinter den Kulissen heizten Trumps Verbündete zudem Spekulationen über die Besetzung wichtiger Kabinettsposten in der neuen Regierung weiter an. Mit seinem designierten Vizepräsidenten Mike Pence beriet sich Trump zwar am Dienstag in New York über mögliche Kandidaten, doch hielten sich beide nach dem Treffen bedeckt. Pence leitet das Übergangsteam, seit New Jerseys Gouverneur Chris Christie vergangene Woche von Trump von dieser Aufgabe entbunden wurde.

Das Stühlerücken scheint den Prozess der Machtübergabe mit dem Weißen Haus ins Stocken gebracht zu haben. Pence hatte bis Dienstagabend nicht die Absichtserklärung unterzeichnet, die die Kommunikation zwischen Trumps Team und der Regierung des scheidenden Präsidenten Barack Obama überhaupt erst ermöglicht. Regierungssprecherin Brandi Hoffine sagte am Abend, das Weiße Haus warte auf weitere Dokumente, ehe die Weitergabe von Informationen an das Übergangsteam beginnen könne.

Ex-Außenpolitikberater konsterniert über Übergangsteam

Selbst aus den Reihen der eigenen Partei kommt harsche Kritik an der Arbeitsweise des Übergangsteams. Der ehemalige Berater unter Außenministerin Condoleezza Rice, Eliot Cohen, bezeichnete Trumps Mitarbeiter auf Twitter als "böse" und "arrogant". Cohen, der im Wahlkampf als Trump-Kritiker auffiel, hatte zuletzt versöhnlichere Töne angeschlagen und Republikanern geraten, unter bestimmen Bedingungen für Trump zu arbeiten. Inzwischen scheint er seine Meinung wieder geändert zu haben. Auf Twitter schreibt er: "Nach einem Gespräch mit dem Übergangsteam ändere ich meine Empfehlung: Haltet euch fern. Sie sind wütend, arrogant und schreien: 'Du hast verloren!'" Es wird hässlich."

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