US-Wahl:Donald Trump - ein Pfau, der Löwe sein möchte

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Donald Trump vereint in sich das aggressive Anderssein, die missionarische Eitelkeit und den Reichtum, der im US-Wahlsystem für die Karriere eines vermeintlich Unabhängigen unerlässlich ist. (Foto: Gerald Herbert/AP)

Der Milliardär ist im US-Vorwahlkampf weit gekommen. Zum Glück ist Amerika bunter, rationaler und anständiger als viele seiner Anhänger.

Kommentar von Kurt Kister

Bis zu den US-Präsidentenwahlen im November kann noch viel passieren. Dennoch wird Hillary Clinton vermutlich die Kandidatin der Demokraten werden. Sollte ihr Gegenkandidat tatsächlich Donald Trump heißen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass Clinton zumindest in einem Sinne Geschichte schreiben kann: Sie würde dann wohl als erste Frau das höchste Amt der Vereinigten Staaten erringen.

Trump ist bei Republikanern und Sympathisanten dieser Partei erschreckend weit gekommen. Die jüngste Serie der Vorwahlen mit Florida an der Spitze hat dem Extremisten Trump weiteren Aufwind verschafft. Die Beschreibung "Extremist" trifft zu, weil sich ein Politikerdarsteller, der die Feinde Amerikas foltern lassen möchte und Immigranten aus Mexiko pauschal als Vergewaltiger bezeichnet, nicht mehr innerhalb des Konsens von demokratischer Rede und Gegenrede bewegt.

Amerika ist bunter und rationaler als die Mehrheit der Trumpisten

Vielleicht können die Republikaner noch aus eigener Kraft verhindern, dass Trump in ihrem Namen antritt. Allerdings ist das nicht sicher. Die einst große, rational konservative Republikanische Partei mit ihrem Übervater Abraham Lincoln ist in den vergangenen zwanzig Jahren zu einer nach innen gewandten, gegen das vermeintliche Monster Washington gerichteten rechtspopulistischen Bewegung mutiert.

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Deswegen ist Donald Trump auch so etwas wie die logische Folge aus all den Jahren, in denen Leute wie Newt Gingrich und Donald Rumsfeld, Sarah Palin und Paul Ryan der neuen, aggressiven, eher fundamentalistischen Republikanischen Partei Gesicht und Stimme gegeben haben.

Als politischer Typus ist Trump keineswegs einzigartig. Der besserwisserische Milliardär, der den Staat wie seine Firma führen möchte und sich dabei auch mal benimmt, als sei er ein Proletenkönig, taucht im personalisierten Wahlsystem der USA immer wieder auf. Vor Trump gab es Ross Perot, der 1992 als unabhängiger Kandidat Bush sr. das Leben schwer machte. Auch so unterschiedliche Leute wie Arnold Schwarzenegger oder Michael Bloomberg sind unter dem Motto "Ich bin kein Politiker und kann es deswegen besser" in hohe Ämter gewählt worden.

Trump vereint in sich nicht nur das aggressive Anderssein, die missionarische Eitelkeit und den Reichtum, der im US-Wahlsystem für die Karriere eines vermeintlich Unabhängigen unerlässlich ist. Er hat zudem seinen Versuch, sich ins Weiße Haus zu schlägern, in einer Zeit gestartet, in der eine relativ große Minderheit in den USA und möglicherweise die Mehrheit in der Republikanischen Partei nicht nach Vernunft und Debatte, sondern nach einem pathetischen Hau-drauf-Nationalismus lechzt.

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Trump ist ein Pfau, der Löwe sein möchte. Nun ist der fundamentalistische Flügel der Republikaner glücklicherweise nicht Amerika, auch wenn nicht nur Republikaner für Trump sind. Amerika ist bunter, rationaler und, auch das, anständiger als viele Trumpisten. Insofern wird wohl dieses Amerika spätestens Anfang November den Vogel im Pfau Trump erkennen.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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