US-Präsident besucht Moskau:Obama und Medwedjew rüsten ab

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Nach Jahren des Stillstands wollen Russland und die USA ihre Atomwaffen weiter verringern. Die Zahl ihrer Atomsprengköpfe soll auf 1500 bis 1675 sinken.

Sonja Zekri, Moskau

Beim ersten Besuch des amerikanischen Präsidenten Barack Obama in Moskau haben Russland und Amerika sich auf den weiteren Abbau ihrer Atomarsenale geeinigt. Obama und sein Kollege Dimitrij Medwedjew unterzeichneten eine Reihe von Abkommen.

Zum ersten Mal nannten beide Seiten konkrete Zahlen für die Verringerung ihrer Atomstreitkräfte. Sie legten die Rahmenbedingungen für ein Nachfolgeabkommen für den Start I-Vertrag fest, der im Dezember ausläuft. Demnach wollen beide Länder in den nächsten sieben Jahren ihre Nuklearstreitkräfte auf 500 bis 1100 Trägersysteme, also Raketen oder Bomber, reduzieren. Die Zahl der Nuklearsprengköpfe soll auf 1500 bis 1675 Stück sinken. Der Vertrag soll zehn Jahre gelten.

"Als führende Atommächte der Welt tragen wir eine besondere Verantwortung für die Abrüstung", sagte Obama in Moskau. "Wir müssen mit gutem Beispiel vorangehen."

Russland erreichte, dass in den Vertrag ein Passus aufgenommen wird, der den "Zusammenhang zwischen strategischen Angriffs- und Defensivwaffen" festhält. Das ist ein Verweis auf den geplanten US-Raketenschild in Osteuropa. Russland hatte einen Verzicht auf die Raketenabwehr zur Bedingung für einen Kompromiss gemacht. "Diese Verbindung ist ein erster Schritt", sagte Medwedjew.

Früher habe man darüber gar nicht geredet. Im Gegenzug erlaubt Russland den USA den Transport von militärischem Material und sogar Soldaten durch sein Territorium. Damit spare Amerika "Zeit und Ressourcen" im Kampf in Afghanistan, sagte Obama.

Der amerikanische Präsident war am Mittag mit seiner Frau Michelle und seinen beiden Töchtern in Moskau eingetroffen. Vor dem Gespräch mit Medwedjew besuchte er das Grabmal des unbekannten Soldaten an der Kremlmauer.

An diesem Dienstag trifft er Premierminister Wladimir Putin, Ex-Präsident Michail Gorbatschow, aber auch Vertreter der Opposition wie Schachgroßmeister Garri Kasparow und den liberalen Politiker Boris Nemzow. Vor Studenten einer Wirtschaftsuniversität wird er eine Rede halten.

Obama schenkte Medwedjew eine Aufnahme russischer Militäranlagen, die er als Senator bei einer Rüstungskontroll-Reise nach Russland vor vier Jahren gemacht hatte. Medwedjew wiederum überreichte ihm Dokumente aus den Jahren 1860 bis 1864, die die historische Dimension der russisch-amerikanischen Beziehungen unterstreichen sollten.

© SZ vom 07.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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