US-Geisel:Kleines Mädchen überlebte Hamas-Angriff unter Leiche des Vaters

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Das vierjährige Mädchen Avigail Idan wird nach 50 Tagen in der Gewalt der Hamas freigelassen (Foto: GPO)

Avigail musste den Mord an ihren Eltern miterleben und wurde wenig später in den Gazastreifen verschleppt. Nun ist die inzwischen Vierjährige in Freiheit.

Die kleine Avigail Idan, die den Angriff der Hamas unter der Leiche ihres Vaters überlebt hat und anschließend aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurde, ist wieder frei. Als erste Entführte, die auch einen amerikanischen Pass hat, kam sie am Sonntag im Zuge der Feuerpausen-Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Terrororganisation frei.

Am 7. Oktober war die damals Dreijährige mit ihren beiden sechs und zehn Jahre alten Geschwistern gerade zu Hause in einem Kibbuz an der Grenze zum Gazastreifen, als die Terroristen der Hamas einfielen. Sie erschossen die Mutter vor den Augen der drei Kinder, wie US-Medien berichteten. Als sich ihr Vater schützend über seine Tochter legte, sei auch er erschossen worden. Ihre Geschwister überlebten, weil sie sich in einem Schrank versteckten, wo sie 14 Stunden lang ausgeharrt hätten, bevor sie gerettet wurden, hieß es.

Avigail sei zunächst für tot gehalten worden. Aber dann sei sie unter der Leiche ihres Vaters hervorgekrochen und zum Haus eines Nachbarn gerannt, zitierte die Washington Post eine Verwandte des Mädchens. Doch dort griffen sich die Terroristen das Mädchen zusammen mit der fünfköpfigen Nachbarsfamilie und verschleppten sie mit etwa 240 anderen Zivilisten in den Gazastreifen. Am vergangenen Freitag wurde die Kleine in Gefangenschaft vier Jahre alt.

Netanjahu: Sie hat keine Eltern, aber eine ganze Nation

"Was sie ertragen musste, ist unvorstellbar", sagte US-Präsident Joe Biden, nachdem das Mädchen freigekommen war. "Sie hat ein furchtbares Trauma erlebt."

"Was für eine Freude ist es, sie bei uns zu sehen, aber andererseits ist es auch traurig, dass sie in eine Realität zurückkehrt, in der sie keine Eltern hat", sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. "Sie hat keine Eltern - aber sie hat eine ganze Nation, die sie umarmt, und wir werden uns um alle ihre Bedürfnisse kümmern." Die Großtante und die Cousine sagten am Sonntag der Washington Post zufolge, sie hätten "keine Worte, um unsere Erleichterung und Dankbarkeit" auszudrücken. Avigail werde mit ihren Geschwistern vereint und bei ihrer Tante, ihrem Onkel und ihren Großeltern in Israel leben, wurde eine Verwandte weiter zitiert.

Seit Freitag sind bisher 58 der etwa 240 Geiseln aus der Gewalt der Hamas freigekommen. An diesem Montag wird die Freilassung weiterer zehn Geiseln erwartet.

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