Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe. Jahrelang haben europäische Regierungen aller Couleur versucht, mit schärferen Regeln den Wildwuchs immer neuer Fonds und Finanzierungstricks an den Weltmärkten zu beschneiden.
All die Vorschläge mit Absendern aus Paris oder Berlin, aus Brüssel oder Tokyo landeten am Ende stets in Washingtoner Müllcontainern. Denn die Regierung von George W. Bush witterte, wo das Wörtchen "Regulierung" draufstand, sogleich Sozialismus. Und wo das US-Finanzministerium blockierte, da durfte sich auch der in Washington ansässige Internationale Währungsfonds nicht bewegen.
Nun schreiben andere - und sie formulieren fast dieselben Gedanken. Und weil ein Anderer inzwischen im Weißen Haus regiert, besteht eine reelle Chance, dass dem geduldigen Papier nun endlich sehr eilige, unduldsame Reformen folgen.
Hedgefonds und Hypothekenhändlern will der neue Präsident Barack Obama mehr auf die Finger schauen, und Großbanken könnte demnächst sogar schier Undenkbares drohen: das strikte Verbot, sich auf übermäßig riskante Eigengeschäfte überhaupt noch einzulassen.
Das nämlich war der wahre und empörende Realsozialismus an der Wall Street. Große Häuser wie Goldman Sachs oder Merrill Lynch erspekulierten sich in fetten Jahren eine goldene Nase, um sich dann in Pleitezeiten - und im Namen der Systemrettung - die Verluste vom Steuerzahler bezahlen zu lassen.
Dieses höchst einseitige Geschäft will Obama so nicht mehr dulden. Der Wall Street drohen endlich strengere Spielregeln - und dasselbe dürfte auf London und Frankfurt, auf Tokio und Hongkong zukommen.