UN-Missionen in Afrika:Elf Blauhelmsoldaten müssen sich wegen Vaterschaftsklagen verantworten

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Den Männern wird vorgeworfen, während einer UN-Mission im Kongo Frauen sexuell missbraucht und ausgebeutet zu haben.

Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten und die elf Männer verurteilt werden, dann hätten sie sich nicht nur an ihren Opfern vergangen, sondern am Ethos der UN-Friedenseinsätze. Eigentlich sollten die Soldaten die Frauen und Mädchen beschützen, die nun schwere Vorwürfe gegen sie erheben. Elf UN-Blauhelmsoldaten aus Tansania, die im Kongo stationiert sind, wird sexuelle Ausbeutung und Missbrauch vorgeworfen. Zusätzlich müssen müssen sich die Männer nun auch Vaterschaftsklagen stellen.

Die Männer, die in dem ostkongolesischen Dorf Mavivi stationiert sind, dürften wegen der laufenden Ermittlungen das Basislager nicht mehr verlassen, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, Stéphane Dujarric. Vier der beschuldigten Soldaten seien im Rahmen der laufenden Mission entsendet worden, sieben stammten aus einem früheren Kontingent.

Auch Vorwürfe gegen Blauhelmsoldaten in Zentralafrikanischer Republik

Die Vorwürfe aus der Mission im Kongo sind keine Einzelfälle. Am Montag begann im Kongo ein erster Prozesstag in einem Verfahren gegen drei kongolesische Soldaten, die in der Zentralafrikanischen Republik eingesetzt waren. Es ist üblich, dass die Heimatländer der entsandten Soldaten für die Verfahren zuständig sind. Alle der drei Beschuldigten plädierten auf nicht schuldig. Ihnen wird Vergewaltigung beziehungsweise versuchte Vergewaltigung vorgeworfen.

Erst am Donnerstag hatten die Vereinten Nationen mitgeteilt, es gebe in der Zentralafrikanischen Republik 108 neue mutmaßliche Missbrauchsopfer. Die meisten von ihnen sollen noch minderjährig sein. Neben den drei Kongolesen richtet sich der Prozess auch noch gegen weitere afrikanische und französische Soldaten.

"Wir wollen absolute Transparenz", sagte der kongolesische Justizminister Alexis Thambwe Mwamba. "Wir können nicht zulassen, dass einige wenige unsere ganze Armee diskreditieren."

Eine Spirale der Gewalt zwischen Christen und Muslimen

Das muslimische Rebellenbündnis Séléka in der Zentralafrikanischen Republik hatte im März 2013 den damaligen Staatschef François Bozizé gestürzt. Der Putsch zog das Land in eine Spirale der Gewalt zwischen muslimischen und christlichen Milizen.

Nach der militärischen Intervention Frankreichs in seiner ehemaligen Kolonie Ende 2013 folgte im September 2014 ein UN-Blauhelmeinsatz. Strafrechtliche Konsequenzen hat es bislang in keinem der Fälle aus dem vergangenen Jahr gegeben. Menschenrechtsgruppen kritisieren, dass die Beschuldigten oft nicht zur Verantwortung gezogen würden oder nur geringe Strafen erhielten.

© SZ.de/AP7AFP/jly - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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