UN-Bericht zu Flüchtlingen:45 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht

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Eine aus Mali stammende Frau mit ihren drei Kindern im Mbera-Flüchtlingscamp in Südmauretanien (Foto: REUTERS)

Es ist der höchste Stand seit zwei Jahrzehnten: Einem UN-Bericht zufolge sind mehr als 45 Millionen Menschen weltweit aus ihrer Heimat vertrieben worden. Eine Besserung der Lage für die Flüchtlinge scheint nicht in Sicht.

Bewaffnete Konflikte und andere Bedrohungen haben die Zahl der Flüchtlinge weltweit auf den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten steigen lassen. 2012 seien mehr als 45,2 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit. Dies seien so viele wie seit 1994 nicht mehr, als der Völkermord in Ruanda und der Zusammenbruch von Jugoslawien die Flüchtlingszahlen in die Höhe schnellen ließen, erklärte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres.

"Wir erleben eine Zunahme neuer Konflikte, und es scheint, dass die alten nicht enden", fügte Guterres hinzu. Mit 55 Prozent stammten gut die Hälfte der Flüchtlinge aus Konfliktgebieten wie etwa Afghanistan, Somalia, Irak oder Syrien. Auch in den afrikanischen Krisenländern Mali, Demokratische Republik Kongo und Sudan wuchs dem UN-Bericht zufolge die Zahl der Flüchtlinge. Von 45,2 Millionen Betroffenen flüchteten sich demnach 15,4 Millionen ins Ausland, 28,8 Millionen Menschen waren Binnenvertriebene, zudem gab es 937.000 Asylbewerber.

Jeder vierte Flüchtling kommt aus Afghanistan

"Aber das Dramatischste sind die Zahlen der neu Vertriebenen", die 7,6 Millionen betrage, so Guterres. Angesichts der Eskalation des Bürgerkriegs in Syrien sei für 2013 keine Besserung zu erwarten. Die Weltgemeinschaft müsse nun Syriens Nachbarländer, insbesondere Jordanien und den Libanon, bei der Versorgung der syrischen Flüchtlinge unterstützen, forderte der UN-Flüchtlingskommissar. Das UNHCR befürchtet, dass die Zahl der syrischen Flüchtlinge im Ausland von derzeit 1,6 Millionen bis Ende des Jahres auf 3,45 Millionen Menschen steigt. Innerhalb des Brügerkriegslandes sind bereits 4,25 Millionen Menschen auf der Flucht.

Die Hauptlast von Flucht und Vertreibung tragen dem Bericht zufolge Entwicklungsländer; dort leben 87 Prozent der Flüchtlinge. Das wichtigste Aufnahmeland für Flüchtlinge war 2012 Pakistan mit 1,6 Millionen Flüchtlingen, gefolgt vom Iran (868.000) und Deutschland (590.000). Das Land, aus dem die meisten Flüchtlinge stammen, war wie bereits seit mehr als 30 Jahren Afghanistan: Jeder vierte Flüchtlinge stammt aus diesem Land.

Mit 46 Prozent machten Minderjährige fast die Hälfte aller Flüchtlinge aus. Dass Kinder zunehmend allein auf der Flucht seien, entwickele sich zu einem "der schwersten humanitären Probleme", erklärte Guterres. Auch die Zahl der Minderjährigen, die völlig ohne Begleitung auf der Flucht sind, hat 2012 mit 21.300 einen Höchsstand erreicht.

© Süddeutsche.de/AFP/rela - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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