Umfragen zur Bundestagswahl:Merkel abwählen - warum denn?

Herausforderer werden nicht ins Amt gewählt, Amtsinhaber werden abgewählt. Doch dafür geht es Deutschland zu gut. Aus Drohnen und NSA-Gedöns kann die Opposition keine Funken schlagen.

Ein Kommentar von Detlef Esslinger

Wenn es maximal blöd läuft für Merkel, bleibt sie nach dem 22. September zwar Kanzlerin, muss sich aber in eine andere Koalition fügen. Das ist wohl das Zuverlässigste, was sich abschätzen lässt nach den Umfragen zum Wochenende. Die eine, das ZDF-Politbarometer, sieht nach wie vor keine Mehrheit für Schwarz-Gelb. Die andere, der ARD-Deutschlandtrend, behauptet zum ersten Mal seit Langem, dass es für Union und FDP wieder reicht. Allen Drohnen, allem NSA-Gedöns zum Trotz.

Die Opposition konnte wohl kaum anders, als sich am Verteidigungsminister und der Geheimdienstpolitik abzuarbeiten; irgendwas muss man ja unternehmen, wenn man hinten liegt. Aber Funken ließen sich daraus kaum schlagen; es fehlte einfach an brennbarem Stoff. Ginge es dem Land schlecht, gäbe es nicht knapp drei Millionen, sondern fünf Millionen Arbeitslose - dann wäre der Euro Hawk durchaus geeignet gewesen, einer versagenden Regierung den Rest zu geben. So aber blieb dies im Grunde ein Thema für den politisch-medialen Komplex. Der Masse der Wähler war es egal.

Herausforderer werden nicht ins Amt gewählt, sondern Amtsinhaber werden abgewählt; normalerweise ist das die Art, in der es zu Regierungswechseln kommt. Auf 2013 bezogen, heißt das wohl: Eine Kanzlerin weniger wertschätzen, weil ein Minister nicht aufklären kann, wann genau er was gewusst hat? Echt nicht.

© SZ vom 03.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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