Krieg in der Ukraine:Erneut Explosionen auf der Krim

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Dieses Bild der russischen Nachrichtenagentur soll die Rauchwolke über dem zerstörten Munitionsdepot zeigen. (Foto: Sergei Malgavko/ITAR-TASS/Imago)

Nach einer Reihe von Detonationen auf der besetzten ukrainischen Halbinsel spricht Russland von einem "Sabotageakt".

Von Nicolas Freund

Aus den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine wurden am Dienstag eine Reihe von Explosionen gemeldet. Die russische Nachrichtenagentur Tass teilte mit, ein Munitionsdepot auf der besetzten Halbinsel Krim in der Nähe der Stadt Dschankoj sei am Morgen explodiert. Videos in sozialen Netzwerken, deren Authentizität allerdings noch nicht bestätigt ist, zeigen minutenlang anhaltende Detonationen. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums wurde niemand verletzt. Gleise und Stromleitungen seien aber beschädigt, der Bahnverkehr in der Region eingestellt worden. Rauchwolken sollen auch über einem Militärflughafen auf der Krim in der Nähe der Stadt Simferopol gesichtet worden sein.

Erst vergangene Woche war es auf einem russischen Luftwaffenstützpunkt auf der Krim zu mehreren Explosionen gekommen. Satellitenbilder zeigten verbrannte Flugzeugwracks und große Krater auf dem Flugplatz. Laut der offiziellen russischen Version der Ereignisse war mangelnder Brandschutz der Grund für die Detonationen gewesen. Offizielle ukrainische Stellen haben eine Beteiligung an der Zerstörung auf dem Stützpunkt weder klar bestätigt noch dementiert. Es ist aber wahrscheinlich, dass es sich bei dieser Serie von Explosionen um ukrainische Angriffe handelt. Wie diese durchgeführt werden, ob mit Raketen, Luftangriffen, Drohnen oder Spezialkräften, wie die New York Times behauptet, ist nach wie vor unklar. Eigentlich verfügen die ukrainischen Streitkräfte über keine Waffen mit einer entsprechenden Reichweite, und die russische Flugabwehr auf der Krim gilt als sehr gut. Das russische Verteidigungsministerium nannte die neuerlichen Explosionen nun einen "Sabotageakt".

Russische Medien schrieben am Dienstag außerdem, Stromleitungen aus dem Kernkraftwerk bei der russischen Stadt Kursk seien von "ukrainischen Saboteuren" zerstört worden. Die New York Times berichtet, in der von Russland besetzten Stadt Melitopol sei zudem ein Sprengstoffanschlag auf einen russischen Propaganda-Fernsehsender verübt worden.

Was auch immer die Ursache ist: Die anhaltenden Verluste von Fahrzeugen, Munition, Treibstoff und wahrscheinlich auch Personal sowie kritischer Infrastruktur setzen die russischen Invasoren in der Ukraine unter Druck. Im Donbass kommt die russische Offensive praktisch nicht voran, seit Wochen hat Russland keine bedeutsamen Eroberungen mehr gemeldet. Im Süden bei der Stadt Cherson droht die Ukraine mit einer Gegenoffensive und hat durch die Beschädigung von Brücken bereits russische Nachschubwege unterbrochen. Falls die Explosionen auf der Krim und in den anderen Gebieten von ukrainischen Streitkräften verursacht wurden, verschärfen sich die Probleme der russischen Armee noch einmal deutlich: Kaum ein Ort in den von Russland besetzten Gebieten wäre dann noch vor Gegenangriffen sicher. Unsicher bleibt auch die Lage um das Atomkraftwerk bei der umkämpften Stadt Saporischschja: Dort gibt es nach wie vor keine Einigung auf eine Inspektion oder eine demilitarisierte Zone.

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