Überhitzte Züge der Deutschen Bahn:Die Frage nach der Verantwortung

Lesezeit: 1 min

Das Hitzechaos bei der Bahn beschäftigt nun auch die Politik: Die SPD will in einem Untersuchungsausschuss klären, wer für die Pannen verantwortlich ist. Gleichzeitig ist bekanntgeworden, dass die Klimaanlagen der ICEs offenbar nur bei Temperaturen bis 32 Grad funktionieren.

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Florian Pronold, hat wegen des Hitzechaos bei der Deutschen Bahn einen Untersuchungsausschuss gefordert. Die Totalausfälle von Klimaanlagen in ICE-Zügen brauchten eine umfassende parlamentarische Untersuchung, bei der auch die Rolle des Bundes als Eigentümer geklärt werden müsse, sagte Pronold der Bild-Zeitung. "Wir wollen wissen, ob die Bahn zu Lasten der Sicherheit gespart hat, welchen Zusammenhang es zu den Hitzeproblemen gibt und wer dafür die Verantwortung trägt", sagte Pronold laut Vorabbericht.

Helfer versorgen auf dem Bahnhof Bielefeld Schüler, die in einem ICE wegen defekter Klimaanlage kollabiert sind (Archivbild vom 10.07.2010). (Foto: dpa)

Vor allem am Wochenende hatte der Ausfall von Klimaanlagen in ICE-Zügen selbst den Einsatz von Sanitätern nötig gemacht. Bei Temperaturen bis zu 50 Grad Celsius erlitten viele Reisende einen Hitzeschock. Die Bahn hat den Betroffenen Entschädigungen angekündigt.

Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung in ihrer Onlineausgabe berichtet, seien die Klimaanlagen in Fernzügen der Deutschen Bahn nur auf Temperaturen bis 32 Grad Celsius ausgelegt. Bei größerer Hitze sei ein Abkühlen grundsätzlich nicht mehr gewährleistet. Das Blatt beruft sich dabei auf ein Schreiben des Eisenbahnbundesamtes an den Bahnvorstand. Obwohl die Bahn zunächst von bedauerlichen Einzelfällen gesprochen hatte, warnte der Präsident des Eisenbahnbundesamtes, Gerald Hörster, darin vor einer Verletzung der gesetzlichen "Sicherheitsverpflichtung".

"Die Vorfälle geben hinreichenden Anlass zu der Annahme, dass nicht gewährleistet werden konnte, dass die Risiken für die Fahrgäste auf ein verantwortbares und rechtlich zulässiges Maß beschränkt geblieben sind", zitierte ihn die Zeitung. Hörster rekapituliere in dem Brief Auskünfte des Bahnvorstands. Danach sei ein Abkühlen bei höheren Temperaturen als 32 Grad nicht gewährleistet, und durch unglückliche Umstände habe überdies die Luftzufuhr versagt.

Am Mittwoch waren bei der Deutschen Bahn erneut Hitzeprobleme bei zwei Fernzügen aufgetreten. Ein Sprecher der Bahn bestätigte in der Nacht zu diesem Donnerstag einen entsprechenden Bericht des Bielefelder Westfalen-Blatts. Man sei in der gegenwärtigen Situation sehr vorsichtig, sagte er. Die Passagiere seien in andere Züge gesetzt worden und hätten alle "ihr Ziel erreicht". Demnach war ein IC auf der Strecke Berlin-Amsterdam/Schipol wegen einer defekten Klimaanlage gestoppt und die Reisenden auf andere Züge verteilt worden. Zudem wurde ein ICE zwischen München und Lübeck wegen Hitzeproblemen geräumt. Nach Angaben der Bahn von Mittwochabend gab es seit Samstag Klimaanlagenprobleme bei rund 40 Zügen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/dgr/aho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Bahnfahren
:Als Fensterln noch zum Reisen gehörte

Ein Abschiedkuss von Elvis, Erich Honecker reicht Helmut Schmidt ein Bonbon für die Fahrt: Ohne Schiebefenster hätte die Welt schöne und seltsame Szenen verpasst.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: