TU München:Mondfest im Audimax

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Die TU München heißt Studenten aus China willkommen - ihr Präsident Wolfgang A. Herrmann erwägt Studiengebühren.

Interview von Johann Osel

Hochschulen in Deutschland werden immer attraktiver für Studenten aus dem Ausland. Das hat eine Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) gezeigt. Die meisten Gäste, fast 15 Prozent, kommen aus China, vor allem technische Fächer sind beliebt. Verändert das eine Universität? Nachgefragt bei Wolfgang A. Herrmann, Präsident der TU München.

SZ: Herr Professor Herrmann, haben Sie schon begonnen, Chinesisch zu lernen?

Wolfgang A. Hermann: Bisher nicht, obwohl ich oft in Asien bin, auch in unserem Verbindungsbüro in Peking. Da läuft alles englischsprachig. Aber die Chinesen bei uns wollen meist auch Deutsch lernen: Wir haben 1200 Studierende und Doktoranden aus China hier, überwiegend in den Ingenieurwissenschaften.

Wie erklären Sie sich die Nachfrage?

Es ist die Marke TU München; die deutsche Ingenieurausbildung generell hat einen fulminanten Ruf in aller Welt. Das zieht die Leute an, dazu noch in eine so schöne Stadt wie München, mit starker Wirtschaft. Aber wir präsentieren uns auch in China, durch unser Büro, durch die vielen Ehemaligen, unser Ruf spricht sich herum. Im chinesischen Facebook haben wir auch eine Seite.

Ändert man sich als Uni wegen der Zielgruppe?

Die Chinesen wollen gerne eintauchen in unsere Arbeits- und Lebenskultur - aber das Gefühl des Willkommenseins müssen wir trotzdem vermitteln. Seit letztem Jahr feiern wir das Mondfest im Audimax. Fürs Deutschlernen haben wir unsere Zentren ausgebaut, da stehen wir besonders in der Pflicht, weil vieles bei uns auf Englisch gelehrt wird. Aber die Chinesen sind neugierig und offen, eine Ghettobildung von ausländischen Studenten, wie oft behauptet wird, haben wir ganz klar nicht. Bei Feierlichkeiten an der Uni sind Chinesen überproportional anwesend, und da habe ich so viele individuelle Fotoshootings wie sonst nie. Fast jeder will ein Bild mit dem Präsidenten und schickt es in die Heimat.

Wieso das?

Viele chinesische Familien erwarten, dass das Studium in Deutschland Erfolg nach Hause bringt, die meisten Absolventen gehen ja wieder zurück. In dem Kontext kann man übrigens durchaus über Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer nachdenken. Wir bilden für die Welt aus, das hat seinen Preis, und wir wollen schließlich das exzellente Niveau aufrechterhalten.

Unterschiedet sich denn der chinesische vom deutschen Studenten?

Sie sind extrem strebsam, bei Experimenten sehe ich eine enorme Geduld. Deutsche Studenten sind auch fleißig - aber der Ehrgeiz der Chinesen fällt auf.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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